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Dienstag, April 16, 2024
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    300 Tote bei neuen Kämpfen in der Zentralafrikanischen Republik

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    Der Bürgerkrieg in Zentralafrika eskaliert weiter in regelmäßigen Massakern durch Regierungsarmeen, christliche und muslimische Söldnertruppen sowie Interventionsarmeen.

    In der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) sind bei neuesten Kämpfen zwischen verschiedenen Milizen bis zu 300 Menschen ums Leben gekommen. Nach UN-Angaben sind auch über 200 Menschen verletzt worden. Rund 100.00 Menschen aus der Stadt Bria sind auf der Flucht. Erst vor rund zwei Wochen hatte das “Rote Kreuz” rund 115 Leichen geborgen. Die Zentralafrikanische Republik gehört nicht nur zu den ärmsten Ländern der Welt, sondern ist auch komplett destabilisiert. Nach UN-Angaben sind mehr als 900. 000 Menschen auf der Flucht, Hunderttausende nach Kamerun und in den Tschad. Schon jetzt können fast die Hälfte der 4,6 Mio. EinwohnerInnen des Tschads nicht ohne humanitäre internationale Hilfe überleben. Der aktuelle Bürgerkrieg eskaliert in regelmäßigen Massakern von allen Seiten: der zentralafrikanischen Regierungsarmee, der muslimischen und christlichen Söldnergruppen und Bürgerwehren und der verschiedenen Interventionsarmeen.

    Der Bürgerkrieg hält seit März 2013 an. Damals wurde der Präsident Bozizé von dem Bündnis “Séléka” gestürzt. Das Bündnis besteht aus “Janjaweed”-Milizen aus Darfur, Truppen der “Demokratischen Front des Zentralafrikanischen Volkes” (FDPC) und Truppen der “Union Demokratischer Kräfte für die Sammlung” (UFDR) – sie alle stehen dem Ex-Präsidenten Patassé nahe. Während des Putsches griff die Ex-Kolonialmacht Frankreich, die dort mit mehreren tausend Soldaten stationiert war, jedoch nicht ein, da sie am Sturz Bozizés interessiert war, der sich stark in Richtung einer Allianz mit Libyen orientiert hatte. Der Rebellenführer Michel Djotodia ließ sich im August zum Präsidenten küren. Obwohl er im September die “Séléka” auflöste, kam es schon im November zunehmend zu Gewalttätigkeiten größeren Ausmaßes zwischen Kämpfern der ehemaligen Rebellen und den Anhängern Bozizés, aber auch gegen Zivilisten. Die staatliche Ordnung brach zusammen, mehrere tausend Menschen wurden vor allem im Nordwesten des Landes vertrieben.

    Unmittelbar nach der Zustimmung des UN-Sicherheitsrats am 5. Dezember 2013 hatte Frankreich dann mit 1.600 Soldaten in seiner “Operation Sangaris” interveniert. Später soll es 2015 unter anderem zu Vergewaltigungen durch französische Besatzungstruppen gekommen sein.  Auch der Tschad ist im Nachbarland ZAR militärisch umfänglich präsent. So wird ein Großteil der 5 .500 Mann starken Militärmission der “Afrikanischen Union”, genannt “MISCA”, vom Tschad gestellt. Die gesamte Friedenstruppe umfasst rund 12.500 Soldaten und Polizisten. Sie gelten aber als weniger gut ausgerüstet und nicht so flexibel einsetzbar wie “Sangaris”. Im Oktober 2016 zog Frankreich seine Truppen ab. Frankreich könne aber notfalls dank seiner Truppen im nahen Tschad weiterhin intervenieren, erklärte der französische Verteidigungsminister Le Drian.

    Auch die Bundesrepublik Deutschland ist an der Auseinandersetzung beteiligt. Sie versucht, die französische Intervention in eine EU-Mission zu überführen. Bisher greift Deutschland jedoch vor allem durch logistische „Hilfe” ein. Die Bundeswehr ist in den Nachbarländern Sudan und Südsudan aktiv.

    Die ZAR liegt in einem geopolitisch bedeutenden Gebiet in Afrika. Sie grenzt an die Demokratische Republik Kongo an, die eines der rohstoffreichsten Länder Afrikas ist. Ihre Lage an den Transit-Routen zwischen Kamerun und dem Tschad ermöglicht den Zugang zu deren Märkten. Der Nord-Westen der Zentralafrikanischen Republik gehört zu den bevölkerungsreichsten Regionen des Landes. Die Landwirtschaft konzentriert sich zum Großteil auf Baumwollanbau und Rinderzucht. Der Nord-Osten ist wirtschaftlich kaum erschlossen, allerdings gibt es dort Diamanten. Des weiteren sind in der ZAR Uran, Tropenholz und Erdöl an der Grenze zum Tschad zu finden. Die Konzessionen zur Ausbeutung haben sich allerdings 2012 schon die “China National Petroleum Corporation” (CNPC) gesichert.

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