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Mittwoch, April 24, 2024
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    “Sie attackierten uns mit Knüppeln, Faustschlägen und Tritten!”

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    Interview mit Serkan Mazlum, einem sozialistischen Aktivisten, der bei den Protesten gegen den G20-Gipfel durch einen brutalen Polizeiangriff misshandelt und schwer verletzt wurde.

    Sie waren am Freitag, 7. Juli,  in Hamburg, um gegen den G20-Gipfel zu demonstrieren und wurden dabei schwer verletzt. Wie kam es dazu?

    Die kapitalistische Krise und ihre Auswirkungen bestimmen tagtäglich über Leben oder Tod von Millionen Menschen auf dem Globus. Die imperialistische Bestialität für die Erschließung neuer Absatzmärkte hat zugenommen. Die G20 ist ein Austauschforum der Herrschenden, wo es sich unter anderem um die Erschließung neuer Märkte und Regionen dreht. Deshalb betrachte ich den Protest gegen die G20 als legitim und beteiligte mich daher am vergangenen Freitag an den Blockaden gegen den G20-Gipfel. Leider wurde ich bereits am Freitag morgen schwer verletzt, so dass ich mich an den anderen Aktionen nicht beteiligen konnte.

    Wie können Sie den Polizeiangriff und Ihre Festnahme beschreiben?

    Um kurz nach 6 Uhr morgens wurde die Gruppe, mit der ich mich vom Protestcamp in Altona in Richtung Messehallen bewegte, von der Polizei mit mindestens zwei Wasserwerfern und mehreren Hundertschaften – darunter viele vermummte Sondereinheiten der BFE (Beweis- und Festnahme-Einheit) – angegriffen. Von uns ging keinerlei Eskalation aus. Die Polizei setzte uns in einer Seitenstraße in einem Industriegebiet fest, wo Sie uns mit Knüppeln, Faustschlägen und Tritten attackierte. Viele Genossen konnten sich der Gewalt entziehen, indem sie über einen Zaun kletterten. Leider verletzten sich teilweise auch dort viele Genossen, als dieser Zaun unter dem Gewicht einbrach. Ich war auf der Straße mit mehren Demonstranten überwältigt und festgesetzt worden.

    Wie kam es zu Ihrer schweren Verletzung?

    Die Polizei rannte frontal und von hinten in der Seitenstraße auf uns los und griff uns brutal an. Dabei wurde ich von den angreifenden Polizisten zu Boden geschleudert. Als ich auf dem Boden lag, versuchte ich meinen Kopf so gut es ging zu schützen, weil ich mehrere Tritte und Faustschläge auf meinem Kopf und im Brustbereich spürte. Ich hatte einen stechenden Schmerz im linken Schulterbereich gespürt. Als sie von mir abzulassen schienen, wurde ich bei dem Versuch aufzustehen in einen Würgegriff von hinten genommen und auf den Asphalt geschleudert. Nach weiteren Faustschlägen auf meinen Kopf legte ein Polizist sich mit seinem Knie seitlich auf meine rechte Gesichtshälfte. Ich merkte, dass mit meiner Schulter irgendwas nicht stimmte, weil der Schmerz heftiger wurde. Ich sagte ihm, dass er mir etwas gebrochen hat und dass er von mir runtergehen soll, woraufhin er mir sagte: “Halt deine Fresse, sonst redest du gleich nicht mehr”. Ich musste gefühlte 5 Minuten in dieser Position verharren. Als er losließ, konnte ich den Schmerz besser zuordnen. Ich hatte extreme Schmerzen im linken Schlüsselbein-Bereich und konnte meinen linken Arm nicht mehr anheben. Ich lag mindestens eine halbe Stunde auf dem Boden, bis ich mit mehren anderen DemonstrantInnen zum Krankenhaus gebracht wurde. Dort wurde mir dann auch gesagt, das mein Schlüsselbein gebrochen ist.

    Auffallend ist, dass bei dem Polizeieinsatz gegen die Gruppe, mit der Sie unterwegs waren, besonders brutal angegriffen wurde. Wie erklären Sie sich das?

    Viele von uns waren mit dem Sonderzug angereist und schon dort, bei der Anreise, sind wir besonders in das Blickfeld der Polizei gerückt. Die Polizei hat während des G20-Gipfels versucht, jede revolutionäre Kritik und Inhalte durch Gewalt zu unterdrücken. So war es dann auch am Freitag morgen bei unserem ‘Finger’. Nach dem brutalen Polizeiangriff konnte ich GenossInnen mit offenen Brüchen an Beinen und Armen sehen. Insgesamt gab es bei uns rund 30 zum Teil schwer Verletzte an diesem Morgen, und das, bevor es überhaupt zu irgendwelchen Auseinandersetzungen gekommen ist. Wir müssen zudem davon ausgehen, dass in den nächsten Wochen und Monaten eine große Repressionswelle einsetzen wird.

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