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Freitag, März 29, 2024
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    Ist die drohende Nazi-Gewalt nur ein Horrorfilm?

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    Warum wir beginnen müssen, über Selbstschutz nachzudenken. Ein Kommentar von Paul Gerber

    „Pyscho“ von Alfred Hitchcock ist ein Klassiker des Horrorgenres: Ein Mann mit gespaltener Persönlichkeit sticht im Laufe des Films mehrere Menschen nieder. Diese Art von Horror wird in Deutschland nun zur Wirklichkeit, könnte man meinen. Jedenfalls ist am Montag mit Andreas Hollstein (CDU) nun das zweite deutsche Stadtoberhaupt nach Henriette Reker aus Köln niedergestochen worden. Der Unterschied ist: Der Täter war auch diesmal kein psychisch kranker Mensch wie im Kino, sondern ein Faschist.

    Aber nicht nur BürgermeisterInnen werden zu Opfern von Messerstechern, auch Brandanschläge auf Flüchtlingsheime sind zum Alltag in Deutschland geworden; und in den letzten Monaten fliegen immer wieder regelrechte Waffenlager in den Privatwohnungen von sogenannten Reichsbürgern auf. Auch organisieren Neonazis mit dem Wissen der Bundesregierung Schießübungen im Ausland – seit letztem Jahr mindestens 14 Mal.

    Es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, auf wen sie zielen, wenn aus Übung Ernst wird. Die radikalsten Vordenker der faschistischen Szene haben es mit Konzepten wie einem „Rassenkrieg“ zur Verteidigung des ‘weißen Europas’ vorgezeichnet; auf den Todeslisten eines Franco A. (der jetzt wieder auf freiem Fuß ist) stehen die Zielpersonen Schwarz auf Weiß, und der NSU hat es praktisch umgesetzt: MigrantInnen, Linke und aus Sicht der Faschisten unzuverlässige Politiker stehen im Fadenkreuz.

    Bei einer Razzia in Mecklenburg-Vorpommern im August wurde auch gegen Polizisten ermittelt und es gibt zahlreiche Beweise dafür, dass im Januar 2005 Oury Jalloh sich in seiner Zelle nicht etwa selbst entzündete, sondern von Polizisten ermordet wurde. Das sind nur zwei Beispiele dafür, dass der Staat uns im Zweifelsfall nicht schützen wird – ganz im Gegenteil.

    Auch wenn es Angst macht: Wollen wir den bewaffneten Nazistrukturen nicht hilflos gegenüber stehen, dann müssen wir uns die Frage stellen, wie ein effektiver Selbstschutz heute aussehen kann. Die Erfahrungen der deutschen ArbeiterInnenbewegung im Kampf gegen den drohenden Faschismus mit dem “Rotfrontkämpferbund” (RFB) oder der historischen “Antifaschistischen Aktion” können uns als Vorbild dienen, genauso wie die lebensnotwendige Selbstverteidigung der Black Panther Party in den USA der 70er Jahre.

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    • Paul Gerber schreibt von Anfang bei Perspektive mit. Perspektive bietet ihm die Möglichkeit, dem Propagandafeuerwerk der herrschenden Klasse in diesem Land vom Standpunkt der Arbeiter:innenklasse aus etwas entgegenzusetzen. Lebensmotto: "Ich suche nicht nach Fehlern, sondern nach Lösungen." (Henry Ford)

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