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Donnerstag, April 25, 2024
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    USA: „Jede unbewaffnete Person ist ein mögliches Ziel von Sklaverei“

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    Interview mit der schwarzen Selbstschutzorganisation „Huey P. Newton Gun Club“

    Im Zuge der „Black Lives Matter“-Bewegung sind in den letzten Jahren wieder vermehrt Selbstschutz-Organisationen von Schwarzen und AntifaschistInnen in den USA entstanden, die sich auch bewaffnen. Wir haben ein Interview mit Maitreya Ahsekh, einer Aktivisten einer solchen Organisation, geführt.

    Wofür steht die Organisation „Huey P. Newton Gun Club“? Welche Ziele werden verfolgt?

    Zuallererst möchte ich im Namen des “HPCNGC” meinen Dank für euer Interesse über unsere Ansicht der Dinge aussprechen. Der HPCNGC wurde im Süden von Dallas [Bundesstaat Texas] im Jahr 2014 von zwei kämpferischen Persönlichkeiten gegründet: Babu Omowale and Yafeuh Balogun. Sie organisierten einen bewaffneten Protest im August 2014 in demselben Viertel, in dem James Harper, ein unbewaffneter, schwarzer Jugendlicher, zuvor von der Polizei zu Unrecht erschossen wurde. Benannt ist der Club nach unserem großen Anführer Huey P. Newton. Er war Mitbegründer der ursprünglichen ‘Black Panther’- Bewegung, die sich 1968 nach der Ermordung von Dr. Martin Luther King Jr. formierte. Unsere Ziele sind seit jeher klar: Wir fordern das sofortige Ende von polizeilicher Gewalt und Ermordung an Schwarzen. Doch auch die Gewalt innerhalb der schwarzen Community und schwarzer Selbsthass müssen ein Ende finden. Wir müssen uns verteidigen können. Darum ist es unser erklärtes Ziel, jeden schwarzen Mann und jede schwarze Frau über die gesamten Vereinigten Staaten hinweg mit Waffen auszurüsten – das nimmt das Establishment als große Bedrohung wahr.

    Wie ist die politische Situation in den USA derzeit zu beschreiben? Was für Veränderungen beobachtet ihr?

    Die Situation für Schwarze in den USA ist über die letzten Jahrhunderte hinweg ziemlich konstant geblieben – es hat sich kaum etwas geändert oder verbessert für die schwarze Bevölkerung. Die Entwicklung stagniert. Faktisch sollten wir zwar auf der einen Seite die linksorientierten Demokraten und auf der anderen Seite die rechts gesinnten Republikaner antreffen – doch letzten Endes gehört der linke wie auch der rechte Flügel zu demselben Vogel. Beide politischen Parteien haben die schwarze Bevölkerung über Jahre hinweg für ihre Vorteile benutzt und missbraucht. Traditionell wählten Schwarze überwiegend die Demokraten. Doch wie wir feststellen mussten, hat das leider nur zu einer Verschlechterung unserer Situation geführt. Wie beispielsweise die verhängnisvolle Einführung der “Three-Strikes-Gesetze” (Drei-Verstöße-Gesetz) unter Bill Clinton im Jahr 1994.

    In den USA werden immer mehr Fälle von Polizeigewalt, Morde an Schwarzen und nun auch Morde an Antifaschisten bekannt. Wie reagiert ihr auf diese Entwicklung?

    Nun, ich kann nicht für die Antifa sprechen – auch, wenn ich ihre Bewegung unterstütze. Ich kann nur für mich selbst sprechen, wenn ich sage, dass unsere Reaktion auf diese Entwicklung recht einfach ist: Wir reagieren nicht mit überhitzten Emotionen und glauben auch nicht, dass es dich umbringt, erst einmal einen kühlen Kopf zu bewahren. Wir reagieren mit einem Aufbau unserer eigenen Wirtschaft und der Bewaffnung unserer Leute. Du kannst nicht das eine ohne das andere haben. Unser Namensgeber sagte: „Jede unbewaffnete Person ist ein Sklave oder jedenfalls zu jedem Zeitpunkt ein mögliches Ziel von Sklaverei.“

    Der bewaffnete Widerstand ist eine zentrale Forderung eurer Organisation. Was macht die Bewaffnung notwendig?

    Es ist vollkommen natürlich sich schützen zu wollen – in der Natur hat alles seinen eigenen Verteidigungsmechanismus. Eine Schildkröte zieht bei Gefahr den Kopf in den Panzer zurück, ein Opossum stellt sich tot, selbst eine Rose ist mit Stacheln ausgerüstet. Es ist ein Gott gegebenes Recht, sich selbst und seine Familie zu beschützen, wenn es nötig ist. Um uns angemessen verteidigen zu können, benötigen wir in unserem Fall Waffen.

    Die Selbstverteidigung von bewaffneten Antifaschisten hat in den USA eine lange Tradition. Eure Organisation folgt dieser Tradition. Was sind eure Selbstverteidigungspraktiken?

    Unser Trainingsmodell lässt sich grob in drei Kategorien einteilen: Selbstverteidigung (insbesondere Nahkampftraining), Waffenführung und Überlebenstraining. Wir glauben, dass man auf jede Art von Bedrohung vorbereitet sein muss – ganz gleich, ob sie von der Natur oder von anderen Menschen ausgeht.

    (Alle Fotos von HPNGC)

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