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Zeitung für Solidarität und Widerstand

Krieg vertreibt immer mehr AfghanInnen

Schon mehr als 350.000 AfghanInnen wurden im Jahr 2017 durch den Krieg in Afghanistan zur Flucht gezwungen. USA wollen Kampfgebiete ausweiten.

Seit dem offiziellen Ende des NATO-Einsatzes in Afghanistan im Dezember 2014 hat sich die Sicherheitslage massiv verschlechtert. Allein im laufenden Jahr 2017 sind bisher mehr als 350.000 Menschen aus ihren Dörfern und Städten vertrieben worden. Dies teilte die UN-Agentur zur „Koordinierung humanitärer Hilfe“ (OCHA) in ihrem aktuellen Bericht mit. Im vergangenen Jahr waren mehr als 660.000 AfghanInnen vertrieben worden.

Laut dem Bericht habe in den vergangenen Jahren nicht nur die Intensität der Kämpfe zwischen islamistischen Organisationen wie den Taliban, bzw. mit dem „Islamischen Staat“ (IS) verbundenen Kräften, und den Afghanischen Sicherheitskräften zugenommen, sondern sich auch auf weite Gebiete Afghanistans ausgedehnt. So sind nun auch die früher als ruhig geltenden Regionen im Norden und Nordosten Afghanistans heute hoch umkämpft. In diesen Regionen war die deutsche Bundeswehr bis 2013 von der NATO als „Schutzmacht“ für die Sicherheit eingesetzt und ist auch heute noch mit einem großen Stützpunkt dort vertreten.

Die US-Armee setzt sich unterdessen neue Ziele für den Kampf in Afghanistan: Der oberste US-General in Afghanistan, John Nicholson, fordert nun, dass das von den Regierungstruppen kontrollierte Gebiet auf 80 Prozent des Landes zu erhöhen. „Das ist die kritische Masse, um den Feind irrelevant zu machen, dass er also entweder in entlegenen Gebieten lebt, aufgibt oder stirbt“, sagte Nicholson in einer Video-Konferenz, die ins Pentagon übertragen wurde. Nicholson ist Oberbefehlshaber der Nato- und der US-Streitkräfte in Afghanistan.

Von dem von Nicholson gesteckten Ziel sind die USA zur Zeit aber noch meilenweit entfernt. Laut einem US-Bericht von Ende Oktober kontrollieren oder beeinflussen Regierungstruppen heute nur knapp 57 Prozent des Landes. 30 Prozent Afghanistans gelten offiziell als umkämpft. Die Taliban kontrollieren oder beeinflussen mittlerweile mehr als 13 Prozent des Landes. Das entspricht 54 der 407 Bezirke des Landes und einer Steigerung von neun zusätzlichen Bezirken in den vergangenen sechs Monaten.

Der Einsatz in Afghanistan ist mit fast 16 Jahren der längste Krieg der USA. Zuletzt setzte die US-Regierung wieder auf eine Ausweitung ihres Truppenkontingents. Auch Deutschland ist seit vielen Jahren mit Soldaten in dem Land vertreten. Die Zahlen der UN und der US-Armee zeigen mehr als deutlich, dass die Kategorisierung Afghanistans als „sicheres Herkunftsland“ lediglich dem Wunschdenken der Bundesregierung entspringt.

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