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Samstag, April 20, 2024
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    Arbeitsplätze: die einen haben keinen, die anderen gleich drei – von Kevin Hoffmann

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    Das Ziel ist gesetzt und die nächste deutsche Bundesregierung wird es vermutlich sogar vor der nächsten Wirtschaftskrise erreichen: Vollbeschäftigung! Unter Vollbeschäftigung verstehen bürgerliche Politiker, eine offizielle Arbeitslosenquote unter fünf Prozent.

    Dieser rechnerische Betrug bringt uns natürlich nichts, wenn wir gerade keinen Job haben oder in einer der vielfältigen „Maßnahmen“ des JobCenter stecken, die uns in keinster Weise dabei helfen einen neuen Job zu finden, sondern eher einer Beschäftigungstherapie gleichen. So rechnet die Bundesagentur für Arbeit fast eine Millionen Arbeitslose aus ihren Statistiken heraus. Übrig bleiben aber selbst dann noch fast 2,4 Millionen Menschen ohne einen Arbeitsplatz.

    Doch während die einen von uns ganz ohne Job dastehen, haben andere gleich zwei oder drei Jobs um genug Geld zum Überleben zu verdienen. Wenn die Politik also in diesem Jahr einen neuen Rekord von Arbeitsplätzen in Deutschland feiert, dann bringt uns das erst mal wenig, denn in der Mehrzahl wurden in den vergangenen Jahren schlecht bezahlte Minijobs und ausbeuterische Zeit- und Leiharbeitsplätze geschaffen. Jeder und jede die schon einmal länger in solchen Arbeitsverhältnissen gearbeitet hat, weiß wie unsicher diese Jobs sind. Man hat kaum Sicherheiten, weiß nicht wie lange man diesen Job hat und traut sich oft nicht mehr sich überhaupt krank zu melden oder Missstände anzusprechen.

    Diese Situation führt auch dazu, dass viele ArbeiterInnen keine Möglichkeiten mehr haben langfristig Geld anzusparen. Wer also heute arbeitslos wird, steht häufig unmittelbar mittellos da. Die ärmsten 30 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen können, trotz geringster Konsumausgaben für das notwendige Überleben, meist nur wenige Wochen oder Monate überstehen, sollten sie ihren Job verlieren. Danach ist all ihr Erspartes aufgebraucht. Demgegenüber stehen die reichsten fünf Prozent, welche in allem Überfluss und Luxus leben und das auch mehr als 20 Jahre so weiter tun könnten, selbst wenn sie von heute auf morgen keine Einkünfte mehr hätten.

    Deutschland, ein Land des Wohlstands? Ja, es gibt viel Wohlstand in Deutschland, doch von diesem profitieren nur sehr wenige und nein, sie haben sich diesen nicht hart erarbeitet. Sie leben nur im Wohlstand, weil sie uns als Arbeiterinnen und Arbeiter ausbeuten. Sie pressen so Jahr für Jahr Milliarden Profite aus unserer Arbeitskraft, anstatt uns an dem von uns geschaffenen gesellschaftlichen Reichtum teilhaben zu lassen.

    Das herrschende kapitalistische Wirtschaftssystem ist nicht auf unsere Bedürfnisse ausgerichtet. Niemanden interessiert es, ob wir unseren Job gerne machen, ihn vielleicht nach 5, 10 oder 20 Jahren auch mal wechseln wollen oder aufgrund von körperlichen Schäden, welche viele Berufe mit sich bringen, eigentlich schon längst gewechselt haben müssten.

    Im Mittelpunkt steht allein der Profit der Konzerne. Auch die gesetzlichen Regelungen garantieren in erster Linie die Profite der Konzerne und nicht ein gutes Einkommen, Arbeitssicherheit und Gesundheit für uns Arbeiterinnen und Arbeiter.

    Wer heute Arbeitslose als Schmarotzer und Faulenzer betitelt, hat sicher selbst noch nie die erniedrigenden Behandlungen in JobCenter und Arbeitsagentur erlebt und kennt scheinbar nicht die psychische Belastung von Existenzängsten. Niemand ist freiwillig arbeitslos, wenn er oder sie die Möglichkeit hätte in einem gut bezahlten und sicheren Job zu arbeiten.

    Wir müssen uns klar machen, dass wir als Arbeiterinnen und Arbeiter die selben Interessen haben und uns nicht gegeneinander ausspielen und spalten lassen dürfen. Wir alle sind LohnarbeiterInnen egal ob festangestellt, LeiharbeiterIn oder MinijoberIn. Wenn wir uns gemeinsam gegen unsere Ausbeutung und Unterdrückung wehren, dann kommen dabei am Ende auch für uns alle bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen dabei rum.

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    • Autor bei Perspektive seit 2017 und Teil der Print-Redaktion. Freier Autor u.a. bei „Junge Welt“ und „Neues Deutschland“

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