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Zeitung für Solidarität und Widerstand

Respekt für wen? – ein Kommentar von Lenny Kressel

Innenministerium startet Kampagne für Respekt gegenüber Rettungssanitätern und Polizisten

„Stark für Dich! Stark für Deutschland“ – So lautet die neue Medien-Kampagne des Bundesministeriums des Inneren. Die Kampagne fordert mehr Respekt für Einsatzkräfte im öffentlichem Dienst, für die Männer und Frauen bei der Feuerwehr, denen des Technischen Hilfswerkes, den Sanitätern und Notärzten und vor allem auch bei der Polizei.

Der Respekt gegenüber Einsatzkräften habe in den vergangen Monaten immens abgenommen, so die Bundesregierung. Es werden Rettungsgassen versperrt und so die Einsätze verzögert, dies gerade bei SanitäterInnen und der Feuerwehr. Das ist eine verständliche Kritik.

Jedoch geht es der Bundesregierung und dem Innenministerium in besonders um den Respekt für Polizisten und Polizistinnen. Die Kampagne fordert diesen ein, hat aber scheinbar vorher nicht geforscht woher Respektlosigkeit kommt.

Die Initiatoren hätten besser zuerst einmal hinter ihren eigener Tür untersuchen sollen, aus welchem Grund viele Menschen in der Polizei nicht mehr die ‘Respektperson in Uniform’ sehen. Wenn sie dies getan hätten, hätten sie gesehen, dass viel durch die immer präsenter werdende Polizeigewalt kommt.

Als Beispiele kann man hier das vorgehen in Bautzen und während des G20-Gipfels in Hamburg nennen. Hier versucht die Polizei nun krampfhaft zu beweisen, dass die Gewalt gegen die Demonstranten angebracht war. Umgekehrt gibt es eine geringe Aufklärung und Verurteilung bei von Polizisten begangenen Straftaten. Im Jahr 2013 wurden gegen mehr als 4500 Polizisten ermittelt, jedoch wurden nur 50 angeklagt.

Auch durch Ereignisse wie die Ermordung Oury Jallohs in einer Polizeizelle und der fehlenden Verfolgung der Täter sinkt das Vertrauen in die Exekutive. Wenn man wie nach der ‘Silvesternacht’ von Köln, Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Aussehen und Herkunft unter Generalverdacht stellt und rassistisch handelt, dann kann man von dieser Seite auch den selben Respekt erwarten – nämlich gar keinen.

Die Polizei hat in der letzten Zeit sehr oft das Vertrauen der Menschen missbraucht, so ist es kein Wunder, dass in einigen Situationen die Emotionen hochkochen und dem Respekt zum Opfer fallen. Es geht nun mal nicht um die Privatperson hinter dem Polizisten, sondern um den Beruf und die Institution, die repräsentiert wird. Die Polizei sollte zuerst den Respekt gegenüber der Bevölkerung wiederherstellen und sich dann beschweren.

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