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Freitag, März 29, 2024
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    Zwangsarbeit in Gefängnissen bei H&M und C&A?

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    Ein britischer Privatdetektiv macht diese Vorwürfe nach seiner Haft in China öffentlich.

    Peter Humphrey wurde 2014 wegen einer Investigation in China inhaftiert. Nun wurde seine Haftstrafe vorzeitig beendet und der Brite macht öffentlich, was er in den Haftanstalten Chinas beobachtet hat: Unsere Männer stellten Verpackungsteile her. Ich erkannte bekannte Marken wie 3M, C&A, H&M.“, schreibt er in der Financial Times. Die Gefangenen produzieren dort in Vollzeit, im Monat erhalten sie einen Lohn von umgerechnet rund 15 Euro.

    Stellungnahmen der Modekonzern

    Unverzüglich teilten C&A ebenso wie H&M mit, „die Vorwürfe sehr ernst“ zu nehmen. Zwangsarbeit sei für keines der Unternehmen tolerierbar, sie stellten nun Untersuchungen an. Und dabei sind die beiden Modekonzerne nach außen hin wahre Vorreiter, was die Transparenz der Produktionsketten angeht – eigentlich. Nachdem 2013 in Bangladesh tausende TextilarbeiterInnen ihr Leben verloren, weil ein Fabrikgebäude (“Rana Plaza”) einstürzte, veröffentlicht die Non-Profit-Organisation “Fashion Revolution”  seit 2016 eine Rangliste der Transparenz. Wer seine Handelswege offen legt, schneidet darin besser ab. H&M belegte bislang Platz 3, C&A immerhin Platz 18. Wie bei so viel Transparenz billige Zwangsarbeit unbemerkt bleiben konnte, oder ob Gefängnisarbeit für die Modehäuser eben doch tolerierbar ist, solange bloß niemand davon weiß, wird sich nun zeigen.

    Probleme auch in Deutschland

    Auch in Deutschland gibt es verpflichtende Gefängnisarbeit. Die taz berichtet in einer älteren Reportage über die JVA Berlin Tegel. Arbeit ist dort Pflicht, und 2016 bestätigte ein Dokument des Bundestags: „Die Verpflichtung des Gefangen zur Arbeit gem. § 41 StVollzG wurde vom BVerfG als mit dem Grundgesetz vereinbar beurteilt.“ Im Beispiel Berlin arbeiten die Gefangenen in Vollzeit – für ein knappes Siebtel des Mindestlohns. Seit Mai 2014 gibt es deswegen sogar eine Gefangenen-Gewerkschaft. Oliver Rast, der ehemalige Sprecher, bezeichnet die Gefängnisse „de facto als Großkonzerne”. Hauptabnehmer der günstigen Produkte aus der knasteigenen Polsterei, Schreinerei oder Druckerei sei dabei der Staat selbst.

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