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Mittwoch, April 24, 2024
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    Essen? Nur für Deutsche!

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    Die Spaltung unter den Ärmsten der Armen. – Ein Kommentar von Kevin Hoffmann

    Das Offensichtlichste zuerst: Es ist ein Skandal, dass in einem reichen Industriestaat wie Deutschland, welcher einen Jahresüberschuss von 36,6 Milliarden Euro einfährt und in dem die großen Konzerne Gewinne von zig Milliarden jedes Jahr einfahren, überhaupt Menschen auf Einrichtungen wie die „Tafeln“ angewiesen sind.

    Doch dies ist kein Fehler im System. Es geht nicht um die in der Presse so häufig genannten „Einzelfälle“ welche durchs „soziale Netz“ fallen. Das System ist der Fehler! Knapp acht Millionen Menschen sind in Deutschland dauerhaft auf staatliche Geldleistungen zur Grundsicherung angewiesen. Das sind fast 10 Prozent der gesamten Bevölkerung! Und nein, das hat nichts mit der Flüchtlingskrise zu tun, denn die Zahl der Menschen, die diese Grundsicherung zum Leben benötigen, hält sich seit mehr als 10 Jahren relativ stabil zwischen sieben und acht Millionen.

    Jeder und Jede, die mal auf solche staatlichen Zahlungen zur Grundsicherung angewiesen war, weiß, dass sich damit niemand ein schönes Leben machen kann, sondern gerade durch steigende Preise jeder Cent doppelt umgedreht werden muss. Und wehe es geht mal etwas kaputt… Diese Mittel sind von der Politik so knapp berechnet, dass mehr als 1,5 Millionen Menschen zusätzlich auf die Lebensmittel von den „Tafeln“ angewiesen sind.

    Wer aber jetzt versucht, diese ärmsten Menschen der Gesellschaft weiter gegeneinander auszuspielen, bzw. sie durch seine rassistischen Urteile und Bewertungen objektiv zu spalten, darf sich nicht darüber beschweren, Rassist genannt und mit einem berechtigten Sturm der Entrüstung konfrontiert zu werden.

    Die Ausgabe von Essen nach Nationalität kann und darf kein Kriterium sein, wenn es darum geht, bedürftigen Menschen zu helfen. In Ländern wie Spanien oder Griechenland ist dies seit langem Teil der Strategie faschistischer Bewegungen. Sie schüren damit Hass und Feindschaft zwischen Menschen verschiedener Herkunft.

    Die Entscheidung der Essener Tafel und die Rückendeckung der Stadt Essen ist Wasser auf die Mühlen der Rassisten von AfD, Pegida und Co. Ähnliches können wir bei den immer mehr Landkreise umfassenden Zuzugsverboten für Geflüchtete sehen. Sie verstärken ein rassistisches und ausländerfeindliches Klima und schaffen damit die Grundlage, auf der zunächst die Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen und dann von uns allen weiter beschnitten werden.

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    • Autor bei Perspektive seit 2017 und Teil der Print-Redaktion. Freier Autor u.a. bei „Junge Welt“ und „Neues Deutschland“

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