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Samstag, April 20, 2024
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    Lange Wartezeiten für KassenpatientInnen

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    Gesetzlich Versicherte müssen rund 20 Wochen auf Psychotherapie warten

    Eine bisher unveröffentlichte Umfrage der Bundespsychotherapeutenkammer zeigt: „Patientinnen und Patienten in Deutschland müssen durchschnittlich 20 Wochen auf den Beginn ihrer ambulanten Behandlung bei Kassentherapeuten warten“, wie in der Tagesschau berichtet wird (Link). Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer, hält solche Zustände für unzumutbar: „Das bedeutet für die Patienten eine zusätzliche Belastung. Das heißt, die Krankheit kann chronifizieren, kann heftiger, kann schlimmer werden.“

    In den 20 Wochen des Wartens auf eine Behandlung kann viel passieren. In besonders schweren Fällen denken Menschen mit seelischen Krisen sogar an Selbstmord. Dass Personen in solchen Situationen vielleicht ein halbes Jahr auf eine Behandlung warten müssen, ist fatal. Eine Patientin, die ähnlich lang warten musste, sagt von sich: „wenn ich alleine gewesen wäre, dann wär ich nicht mehr. Das hätte ich nicht ausgehalten.” Ihr Glück war es, dass sie familiäre Unterstützung genoss. Anderen fehlt selbst diese Unterstützung.

    „In Deutschland nehmen sich täglich nahezu 30 Menschen das Leben. Damit sterben hierzulande jährlich insgesamt rund 10.000 Menschen durch Suizid.“ (Link) Eine rechtzeitige Behandlung kann Leben retten. Wenn Menschen aber während schwerer Krisen im Stich gelassen werden und sich monatelang mit selbstmörderischen Ideen quälen, ist es oft zu spät. Die viel zu langen Wartezeiten für gesetzlich versicherte PatientInnen zeigen, dass im reichen Deutschland die seelische Gesundheit vieler Menschen hinten anstehen muss.

    Als Ursache wird eine veraltete Bedarfsplanung aus dem Jahr 1999 gesehen, die seither nicht erneuert wurde. Laut Bundespsychotherapeutenkammer fehlen im ganzen Land deswegen 7.000 Kassensitze für PsychotherapeutInnen, um eine ausreichende Versorgung zu gewährleisten. Woher ein so hohes Aufgebot an FachärztInnen kommen soll, wird hingegen nicht geklärt. Erst 2019 soll es eine neue Bedarfsplanung geben, sodass es etliche Jahre dauern dürfte, bis eine spürbar bessere Versorgung zu vermerken ist.

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