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Dienstag, April 23, 2024
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    Zwangsprostitution – Razzia im Rotlichtmileu

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    Bei einer Razzia gegen einen bundesweit agierenden Ring von Menschenhändlern wurden am vergangenen Mittwoch rund 100 Personen festgenommen, darunter auch betroffene Frauen und Trans*personen. Bei dem Einsatz der Bundespolizei und GSG9 wurden 62 Bordelle und Wohnungen in 12 Bundesländern durchsucht.

    Sieben dringend Tatverdächtigen wird Menschenhandel und Zwangsprostitution vorgeworfen. Darunter sind auch der/die mutmaßlichen DrahtzieherIn: ein 62-jähriger Deutscher und seine 59-jährige Lebensgefährtin aus Thailand. Sie sollen mehr als 30 Frauen und Transgender-Personen in Thailand angeworben und dann nach Deutschland gebracht haben. Zuerst mussten diese sich in einem Bordell in Siegen prostituieren und anschließend in anderen Städten in Deutschland.

    Laut der Sprecherin der Bundespolizeidirektion Stuttgart mussten die Frauen und Transsexuellen das eingenommene Geld abgegeben (Link). Die Tatverdächtigen behielten das Geld ein um, wie sie behaupteten, die Kosten der Schleusung zu begleichen, sowie die Kosten für Miete und Verpflegung. Die Einnahmen belaufen sich auf einen Betrag von mindestens einer Million Euro. Alle sahen von dem Geld, das sie durch den Verkauf ihrer Körper einnahmen, keinen einzigen Cent.

    Eine Razzia in solch großem Stil hat es noch nie gegeben. Jedoch ist das kein Grund zum Feiern. So richtete sich die Razzia nicht nur gegen die Drahtzieher, die die Frauen und Trans*personen mit falschen Versprechungen nach Deutschland lockten, um sie hier zur Prostitution zu zwingen. Sie richtete sich auch gegen die betroffenen Frauen und Trans* selber, die sich mit „erschlichenen“ Visa hier aufhielten, zum Teil ganz ohne Papiere. Diese Frauen und Trans* sitzen nun hinter Gittern dafür, dass sie verschleppt, versklavt und sexuell ausgebeutet wurden.

    Wie viele Frauen, Transsexuelle und Kinder in Deutschland in derselben Situation sind, dazu gibt es kaum Zahlen. Bekannt sind nur die Fälle, in denen die Polizei erfolgreich ermittelt hat. Im Jahr 2016 wurden laut „Bundeslagebild Menschenhandel“ des Bundeskriminalamts (BKA) 488 Opfer ermittelt, die Dunkelziffer dürfte jedoch um einiges höher liegen. Zum einen sind die TäterInnen gut organisiert und international bestens vernetzt, sodass sie nicht auffliegen, zum anderen schaut die Polizei häufig genug weg, wenn es um organisierte Kriminalität geht.

    Prostitution ist in Deutschland zwar legal und es mag einige Frauen geben, die der Sexarbeit aus freien Stücken nachgehen. Für den größeren Teil der Prostituierten gilt jedoch, dass sie aus ihrer ökonomischen Situation heraus oder durch direkte physische oder psychische Gewalt dazu gezwungen werden. Davon profitieren die BesitzerInnen der Bordelle, die ZuhälterInnen und seit der Legalisierung der Prostitution auch der Staat, die allesamt jährlich Milliarden dadurch einnehmen.

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