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Donnerstag, April 18, 2024
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    AntikapitalistInnen sollten der royalen Hochzeit mehr Aufmerksamkeit schenken

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    Milliarden Menschen sehen zu, wie sich zwei das Ja-Wort geben, und das ist ein Problem – ein Kommentar von Olga Wolf

    Wir nennen die Ehe einen Grundpfeiler zur Aufrechterhaltung des Patriarchats; die Monarchie ist eine Institution von Vorgestern und hat jegliche politische Relevanz verloren – aber wenn Prinz Harry und Meghan Markle heiraten, ist das ein Millionenereignis. Sie sind jetzt Herzogin und Herzog, stundenlang wurden die Hochzeit und alle Festlichkeiten drumherum kommentiert übertragen, mit Einschaltquoten, die sich sehen lassen können.

    Warum ist das relevant?

    Die Antwort liegt auf der Hand – ist es nicht. Wenn zwei politisch verantwortungsbefreite Fremde heiraten, dann ist das für die Allermeisten irrelevant. Ebenso wie die Fete zur Amtseinführung des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump von politischer Bedeutungslosigkeit strotzt. Wenn all das aber nichts ändert an der Situation der Menschen, die zusehen, warum sehen sie denn überhaupt zu? – Ablenkung, Ausflucht, ein bisschen Teilhabe daran, wie die Reichen und Schönen ihre Zeit verleben.

    Was wäre denn die bessere Alternative?

    Das Mindeste wäre, sich darüber zu ärgern, dass die Gäste der Hochzeit eine Torte für knapp 50.000 Pfund verspeisten und allein der DJ der Brautparty mit 444.000 Euro bezahlt wird. Auf der Hochzeit einer Familie, die stets ihre Verantwortung und Verbundenheit zur Bevölkerung betont. In dieser Bevölkerung steigt die Obdachlosigkeit übrigens seit 2010 ins Unermessliche.

    Viel besser aber wäre noch, wenn wir die Zeit, die wir sparen, weil wir einfach wegschalten, wenn das Royal Wedding übertragen wird, nutzen und dafür sorgen, dass wir nicht immer in einer Gesellschaft leben, in der die Geburt darüber bestimmt, dass manche in Prunk und Protz leben. Damit meine ich nicht nur die merkwürdigen Erbschaftsregeln der Monarchie, auch in Deutschland wird Reichtum vererbt: die reichsten Deutschen haben diesen “Titel” von ihren Eltern geerbt.

    Und die kommende WM ist doch eine tolle Gelegenheit dafür: Statt Public Viewing eines Sports, der dank Kommerzialisierung mit Sportlichkeit ohnehin wenig zu tun hat, sollten wir verbreiten, dass es für uns Kämpfe zu gewinnen gibt, die viel mehr bedeuten als ein WM-Pokal. Oder eben als die royale Hochzeit.

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    • Perspektive-Autorin seit 2017, Redakteurin seit 2018. Aus dem Rheinland, Sozialwissenschaftlerin. Schreibt am liebsten über das Patriarchat und internationale Frauensolidarität dagegen.

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