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Donnerstag, April 18, 2024
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    Trauer und Wut im Hambacher Forst nach Tod von Steffen Meyn

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    AktivistInnen fordern Ende der Räumung – Landesregierung und RWE wollen weitermachen

    Zwei Tage nach dem Tod des aktivistischen Journalisten Steffen Meyn im Hambacher Forst ist der Kampf um das Fortbestehen des Waldes wieder entbrannt. So erklärten der Energie-Konzern RWE und CDU-Innenminister Reul weiterroden zu wollen. Die AktivistInnen fordern stattdessen ein sofortigen Stopp des Polizeieinsatzes und Ruhe für die Trauerarbeit um den verstorbenen Journalisten. Sie sehen einen Zusammenhang zwischen seinem Tod und den Räumungsarbeiten.

    Wer war Steffen Meyn?

    Steffen Meyn in einem Baumhaus. Der Veröffentlichung des Fotos von seinem Twitter-Account wurde durch seine Familie zugestimmt

    Mittlerweile sind mehr Details über den verstorbenen Steffen Meyn bekannt geworden. Der 27-jährige junge Mann studierte an der Kunsthochschule für Medien Köln seit 2015 Regie. So arbeitete er als Regisseur am Jungen Theater Leverkusen, wo er auch lebte.

    „Er war ein großartiger und engagierter Mensch. Und er war immer greifbar, immer da – weil er immer in seiner Stadt geblieben ist“, so Petra Clemens, die Leiterin des jungen Theaters gegenüber dem Kölner Stadtanzeiger.  „Ich habe ihn noch am vergangenen Montag getroffen. Und er hat da gestrahlt, weil er sicher war, dass sein Film über die Proteste gegen RWE und die geplante Rodung des Waldes, an dem er schon lange arbeitete, wundervoll werde.“, so Clemens.

    Steffen Meyn hatte seit einigen Monaten die Menschen im Hambacher Forst bei der Besetzung begleitet. Am Mittwoch war er bei seiner Pressearbeit von einer Brücke aus Rund 15 Meter Höhe gestürzt und anschließend verstorben

    „Es ist kein Zufall“

    In einer Pressemitteilung stellten die Aktivisten einen Zusammenhang zwischen der Räumung und dem Tod Steffen Meyns her: „Es ist unserer Ansicht nach kein Zufall, dass dieser erste tödliche Unfall in der Geschichte der Besetzungen ausgerechnet jetzt, während der Räumung, stattfindet.“

    Ständiger Lärm durch Räumungsarbeiten, Tag und Nacht Flutlichter und Blaulicht, massive Polizeipräsenz am Boden, Beschallung mit Hundegebell und Aufnahmen von Kettensägengeräuschen, sowie die Nachrichten über die immer wieder lebensbedrohliche Vorgehensweise der Einsatzkräfte, würden körperliche und seelische Spuren bei allen Beteiligten hinterlassen. „Schlaflosigkeit, Stress und Überreizung sind Gift für die Aufmerksamkeit und Ruhe, die für sicheres Baumklettern unerlässlich sind.“, So die AktivistInnen.

    Pressearbeit eingeschränkt

    Die BesetzerInnen erklärten ebenfalls, dass Steffen Meyn auf den Bäumen war, um seine Pressearbeit angemessen durchführen zu können. Die Polizei hatte seine Arbeit mehrfach eingeschränkt.

    Des weiteren wiesen sie die Behauptung zurück, die Polizei habe keinen Einsatz in der Nähe des Unfallorts durchgeführt. Nötig sei nun ein ein „sofortiger Abzug der Polizeieinheiten und ein Stopp der Räumungs- und Rodungsmaßnahmen.“

    Landesregierung und RWE wollen weitermachen.

    Doch die Verantwortlichen für die Räumung, die Landesregierung und der Energie-Konzern RWE wollen weiterhin die Besetzung des Hambacher Forst beenden.

    So erklärte RWE-Chef Schmitz, dass die Rettung des Waldes eine „Illusion“ sei, für die Meyn gestorben sei.

    https://twitter.com/maybritillner/status/1042927072828698624

    Auch CDU-Innenminster Herbert Reul erklärte, dass die Räumung weitergehen werde, er könne aber “nicht sagen, wann und wie”. Er forderte die BesetzerInnen auf, die Baumhäuser freiwillig zu verlassen und somit die Rodung zu ermöglichen. Es wird geschätzt, dass der Polizeieinsatz insgesammt einen zweistelligen Millionenbetrag kosten wird.

    Trauer und Wut – nicht nur im Wald

    Im Hambacher Forst ist derweil eine Trauerstelle für den Verstorbenen aufgestellt worden. Der freie Zugang scheint von der Polizei jedoch behindert zu werden. So wurde eine Aktivistin, die sich von ihrem Baumhaus abgeseilt hatte durch die Polizei festgenommen.

    In den vergangenen Tagen kam es in mehreren Städten zu Trauerkundgebungen und Protesten. So gingen beispielsweise in Aachen vergangene Nacht rund 2500 Personen auf die Straße

    Für das kommende Wochenende werden wieder tausende Menschen zu Demonstrationen im Hambacher Forst erwartet. Der traditionelle Waldspaziergang beginnt am Sonntag um 11:30 am Bahnhof Buir.

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