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Freitag, März 29, 2024
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    Wirtschaftskrise: Türkei und Argentinien reißen weitere Länder mit

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    Währungen in Brasilien, Südafrika und Indien unter Druck

    Die Währungskrisen in der Türkei und Argentinien beherrschen seit einigen Wochen die Schlagzeilen der Wirtschaftspresse. Während die türkische Lira seit Jahresbeginn um 40% gegenüber dem Dollar abgestürzt ist, sind es beim argentinischen Peso 50%. Beide Länder haben ein hohes Leistungsbilanzdefizit: Das heißt, sie führen mehr Waren und Dienstleistungen ein, als sie exportieren und müssen sich in der Folge in Fremdwährungen verschulden. Im Fall der Türkei beträgt die Auslandsverschuldung bereits die Hälfte der Wirtschaftsleistung des Landes. Mittlerweile übersteigen in beiden Ländern die kurzfristig fälligen Kredite die Reserven an Fremdwährungen. Die Schulden zu bedienen wird für die Staaten damit immer teurer. Investoren ziehen zunehmend mehr Kapital aus den Ländern ab. Argentiniens Regierung hat beim Internationalen Währungsfonds (IWF) bereits eine schnellere Auszahlung eines 50-Milliarden-Dollar-Kredits beantragt.

    Und ein Ende der Krise ist nicht in Sicht. Vielmehr scheint sie sich auf weitere Länder auszuweiten. An den Finanzmärkten ist bereits von einer „Schwellenländer-Krise“ die Rede. Deutsche Bank-Chef Sewing äußerte gegenüber dem Handelsblatt, die instabile Lage in der Türkei führe zu neuen Fragezeichen hinsichtlich der „Stabilität anderer Schwellenländer – von Argentinien über Südafrika bis Indonesien.“ Er wage die These, „dass bald die Zeit großer IWF-Programme zurückkehren könnte“.

    Tatsächlich verlieren in den letzten Monaten auch die Währungen anderer Länder gegenüber dem Dollar an Wert: Das betrifft z.B. Brasilien (20%), Südafrika (16%) und Indien.

    Die gängige Einschätzung für den Auslöser der Schwellenländer-Krise ist die Finanzpolitik der USA. Die Ankündigung der US-Notenbank, den Leitzins schneller als erwartet zu erhöhen, lockt Anleger, ihr Geld in US-amerikanische Zinspapiere zu investieren – und aus den Schwellenländern abzuziehen. Die Maßnahme wird flankiert durch die aggressive Handelspolitik der US-Regierung – und direkte Angriffe des US-Präsidenten auf Twitter: Neben medienwirksamen Attacken auf die Türkei setzte Trump u.a. die Nachricht über eine angebliche Mordserie an weißen Farmern in Südafrika sowie Enteignungen von Grundbesitz in die Welt. Der südafrikanischen Währung dürfte dies nicht genützt haben.

    Parallel dazu kommt der – in vielen dieser Länder auf gigantischen Krediten aufgebaute – Wirtschaftsaufschwung zum Stocken. Gemeinsam mit der Zuspitzung der ökonomischen Situation könnte sich in diesen Nationen auch die innenpolitische Situation stärker zuspitzen, insbesondere dann, wenn die Krisenfolgen auf die Bevölkerung abgeschoben werden.

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