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    Glückliche Amazon-MitarbeiterInnen gibt es nur auf Twitter!

    Ein Kommentar zu den neusten Werbemethoden des Vorzeigekapitalisten Amazon – von Paul Gerber

    „Also ich empfinde die Weihnachtszeit als die spannendste Zeit des Jahres. Es ist einfach aufregend, ob man die Bestellungen alle pünktlich aus dem FC bekommt. Am schönsten finde ich es Geschenke zu picken. Ich fühle mich wie ein Helfer vom Weihnachtsmann.“

    So reagiert laut Tagesschau.de eine Amazon-Mitarbeiterin bei Twitter auf die kritische Frage, ob es moralisch vertretbar sei, bei Amazon zu bestellen und so den MitarbeiterInnen eventuell noch mehr Stress zu bereiten.

    Einfach unglaubwürdig

    Dass eine angebliche Mitarbeiterin sich zur Weihnachtszeit wie ein Wichtel fühlt und nicht wie eine Arbeitskraft, die unter massivem Druck ausgebeutet wird, ist schlicht unglaubwürdig. Gibt es doch zahllose Berichte über die unmenschlichen Ausbeutungsbedingungen bei Amazon Deutschland gerade zur Weihnachtszeit.

    In Wahrheit ist in Deutschland wohl eher ein zynisches Vorgehen angekommen, das Amazon in den USA bereits im letzten Jahr erprobt hat: MitarbeiterInnen werden gezielt als Versandzentrum-BotschafterInnen ausgewählt und Gerüchten zufolge für ihre positiven Kommentare in den sozialen Medien bezahlt.

    Das Geschäft mit den Likes

    Tatsächlich sind solche Methoden keine der angeblich genialen Innovationen aus dem Kopf von Amazon-Chef Jeff Bezos. Vielmehr nutzen mittlerweile viele Konzerne bot-artig agierende MitarbeiterInnen, um gezielt ihr Image im Internet aufzupolieren. Wir kennen es zum Beispiel von der Bundeswehr und der Deutschen Bahn.

    Auch um positive Bewertungen für Arztpraxen und Anwaltskanzleien hat sich ein florierender Handel entwickelt. Ja, sogar Likes auf Facebook können zu Tausenden gekauft werden.

    So absurd gerade der letzte Punkt auf den ersten Blick klingen mag, entspricht er doch letztlich der inneren Logik des Kapitalismus, in der alle Konzerne mit Werbung um die Kundschaft der Konkurrenz kämpfen.

    In Zeiten, in denen das Internet im Allgemeinen und die sozialen Netzwerke im Besonderen als Werbemittel immer bedeutsamer werden, ist es logisch, auch mit Likes zu handeln. Denn diese lassen sich sehr präzise in eine gesteigerte Reichweite in den sozialen Netzwerken umrechnen.

    Die Welt selbst gestalten!

    Diese Beispiele belegen nur erneut, was viele von uns schon wussten: Auch die sozialen Netzwerke sind keinesfalls Freiräume, die wir demokratisch nach unseren Vorlieben gestalten, sondern gewaltige digitale Kommunikationsplattformen, die ebenso wie zuvor Zeitung, Radio und Fernsehen vom Kapitalismus mehr und mehr durchdrungen werden.

    Ebenso wie in der wirklichen Welt gilt: Wollen wir, dass neben dem großen Rauschen aus Werbung und Propaganda der Herrschenden auch andere Botschaften verbreitet werden, so sind wir alle gefordert, gemeinsam auf dieses Ziel hinzuarbeiten: Wir haben der ökonomischen Macht der Konzerne nur unsere zahlenmäßige Überlegenheit entgegenzusetzen, die aber erst zur Geltung kommen kann, wenn wir uns zusammenschließen.

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    • Paul Gerber schreibt von Anfang bei Perspektive mit. Perspektive bietet ihm die Möglichkeit, dem Propagandafeuerwerk der herrschenden Klasse in diesem Land vom Standpunkt der Arbeiter:innenklasse aus etwas entgegenzusetzen. Lebensmotto: "Ich suche nicht nach Fehlern, sondern nach Lösungen." (Henry Ford)

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