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Dienstag, März 19, 2024
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    Der „Islamische Staat“ ist geschlagen!?

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    Die Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) melden die Eroberung der letzten IS-Bastion in Syrien. Was bedeutet dieser Sieg? Wie geht es nun weiter, und ist das das Ende des IS? – Ein Kommentar von Kevin Hoffmann

    Es war ein langer und hart erkämpfter Sieg: Viereinhalb Jahre, nach dem die Terrororganisation „Islamischer Staat“ ihre größte territoriale Ausbreitung in Syrien und dem Irak verzeichnen konnte, beinahe die kurdische Stadt Kobane vernichtete und als ein faschistisches Staatsgebilde aufgebaut worden war und funktionierte, konnte gestern die letzte IS-Bastion im Osten Syriens eingenommen werden.

    Angefangen mit dem heroischen Widerstand der kurdischen Frauen- und Selbstverteidigungseinheiten YPJ & YPG in Kobane, dem Widerstand der kurdischen Guerilla in Schengal, einer gigantischen internationalistischen Solidaritätsbewegung, dem militärischen Einsatz hunderter InternationalistInnen und auch der militärischen Unterstützung durch eine Reihe imperialistischer Staaten wie USA oder Russland, konnte dieser Sieg errungen werden. Tausende KämpferInnen der YPG, YPJ, arabischer und christlicher Einheiten, sowie dutzende InternationalistInnen haben ihr Leben in diesem Kampf gelassen.

    „Wenn ich zurück komme…“

    Doch was bedeutet dieser Sieg? Zunächst einmal das Offensichtliche: Die Befreiung jedes einzelnen Dorfes und jeder Stadt hat die dortigen BewohnerInnen – seien es AraberInnen, KurdInnen oder JesidInnen – von der alltäglichen Terrorherrschaft und der Sklaverei des IS befreit.

    Doch der territoriale Sieg in Syrien bedeutet keinesfalls das Ende der Terrororganisation „Islamischer Staat“. Längst hat sich die Organisation auf weite Teile Nordafrikas und ganz Asien ausgebreitet und während der anhaltenden militärischen Niederlagen tausende Kämpfer und einen Teil seiner Führungsriege rechtzeitig aus dem Irak und Syrien abgezogen.

    Kämpfer der Organisation sind heute unter anderem im Jemen, Libanon, Pakistan, den Philippinen, Afghanistan, Ägypten, Libyen, Nigeria und Tunesien aktiv. Diese Ausbreitung konnte die Terrororganisation unter anderem durch den Anschluss zahlreicher islamistischer Gruppen erreichen. Auch die Türkei und die von ihr besetzten Gebiete in Syrien dienen dem „Islamischen Staat“ seit Jahren als Logistik-Stützpunkte und Rückzugsorte.

    Doch auch in Syrien und dem Irak ist der „Islamische Staat“ militärisch und ideologisch noch lange nicht besiegt. Nicht nur in den Wüstengebieten, sondern in viele Städten befinden sich nach wie vor Schläferzellen, die Anschläge und Massaker gegen die Bevölkerung anrichten. Auch hat die Terrororganisation weiter ein weltweites Netzwerk an UnterstützerInnen und SympathisantInnen.

    Das ist nicht unser Krieg in Afrin?

    Doch um den „Islamischen Staat“ dauerhaft zu schlagen, um seine zukünftigen Anschläge und Massaker zu verhindern, muss ihm die finanzielle und personelle Unterstützung genommen werden. Hier seien etwa die direkte Unterstützung durch die Türkei, Saudi-Arabien und Katar genannt. Hinzu kommt aber auch, dass tausende Menschen durch Perspektivlosigkeit, Armut, Krieg und die Besetzung ihrer Länder durch imperialistische Armeen wie im Irak und Afghanistan in die Arme solcher Terrororganisationen getrieben werden.

    Einen dauerhaften Sieg über den Terror, sei er nun hinter scheinbar religiösen Motiven versteckt oder nicht, werden wir erst erringen können, wenn wir den Menschen eine greifbare Alternative zu Krieg, Imperialismus und Faschismus aufzeigen.

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    • Autor bei Perspektive seit 2017 und Teil der Print-Redaktion. Freier Autor u.a. bei „Junge Welt“ und „Neues Deutschland“

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