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Freitag, April 19, 2024
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    Commerzbank und Deutsche Bank beenden Fusionspläne – sie versprechen nicht genug Profit

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    Ein Zusammenschluss der beiden größten Banken Deutschlands zur „Deutschen Commerzbank“ hätte ArbeiterInnen teuer zu stehen gekommen: Ein Bank, die im Krisenfall vom Deutschen Steuerzahler gerettet werden muss, zehntausende Menschen die ihre Arbeit verlieren und ein geschrumpftes Filialnetz. Doch nun haben die beiden Banken die Fusionsgespräche beendet. Ihre Gründe sind andere als die der ArbeiterInnen: Ein Zusammenschluss würde einfach nicht genug Profit einbringen.  

    Vor rund einem Monat eröffneten Deutsche Bank und Commerzbank, dass sie Gespräche über einen Zusammenschluss der beiden Bankhäuser führen. Am Donnerstag erklärten jedoch beide Banken zeitgleich, dass die Gespräche gescheitert seien.

    Laut einer Pressemitteilung der Deutschen Bank würde ein Zusammenschluss mit der Commerzbank „keinen ausreichenden Mehrwert bieten“. Auf den Punkt gebracht ist ihr Grund: zu wenig Profit für die AktionärInnen.

    Abgehalten haben die Bank vor allem „Umsetzungsrisiken, Restrukturierungskosten und Kapitalanforderungen, die mit einer solch großen Integration einhergehen.“ Als zentrales Problem wurden insbesondere „Dissynergien“ genannt. Im Klartext: Kunden, die derzeit bei Deutscher Bank und Commerzbank gleichzeitig sind, würden in Zukunft nur einmal zahlen.

    Betriebsrat erleichtert

    Eine Fusion der Banken hätte einen Abbau von rund 30.000 Arbeitsplätzen bedeutet. Das ist nun erstmal vom Tisch. „Ich begrüße die Entscheidung des Vorstands zum Abbruch der Fusionsverhandlungen“, so der Gesamtbetriebsratschef der Deutschen Bank, Frank Schulze, gegenüber dem Handelsblatt.

    In einer Umfrage des Gesamtbetriebsrats hatten vor zwei Wochen knapp 70 Prozent der Teilnehmer eine Übernahme der Commerzbank abgelehnt. Auch bei der Commerzbank war die Ablehnung groß.

    Mögliche Fusion von Deutsche Bank und Commerzbank – drei negative Auswirkungen

    Klatsche für Scholz

    Nach dem Platzen der Gespräche steht nun Finanzminister Olaf Scholz von der SPD schlecht da. Er hatte sich zuvor zusammen mit seinem Staatssekretär Jörg Kukies – ehemaliger Deutschland-Chef von Goldman-Sachs – intensiv für die Fusion eingesetzt. Aktuell hält der Staat 15% an der Commerzbank.

    Negative Auswirkungen für ArbeiterInnen, wie das hohe Haftungsrisiko für deutsche Steuerzahler im Falle einer Krise, Arbeitsplatzabbau oder schrumpfendes Filialnetz, schienen für Scholz nicht von Bedeutung. Der SPD-Minister erhoffte sich von einer „Deutschen Commerzbank“ einen deutschen Champion, der auf internationaler Ebene mitspielen kann. Dies steht im Einklang mit der „Industrie-Strategie 2030“, die Wirtschaftsminister Altmaier Anfang Februar vorstellte.

    Doch auch nach der Absage steht Scholz zu seiner Position an Seite der großen Banken: „Die global agierende deutsche Industrie braucht konkurrenzfähige Kreditinstitute, die sie in aller Welt begleiten können“, sagte Scholz am Donnerstag.

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    Wie geht es weiter?

    Die Schwäche von Deutscher Bank und Commerzbank bleibt für Deutschlands Kapitalisten ein Problem: „Für uns als global tätiges und börsennotiertes Familienunternehmen ist entscheidend, dass es in Deutschland langfristig eine Bank gibt, die Unternehmen wie uns auf den globalen Märkten kompetent, zuverlässig und vertrauensvoll begleitet.“, so Klaus Rosenfeld, Vorstandschef des Automobilzulieferers Schaeffler. Diese Rolle soll nun die Deutsche Bank allein übernehmen.

    Vor allem der Vorstandschef der Deutschen Bank, Christian Sewing, soll gegen die Fusion gewesen sein. Er steht jetzt unter Zugzwang: Seit seinem Amtsantritt hat der Aktienkurs der Deutschen Bank rund ein Drittel seines Werts verloren.

    Währenddessen gilt die Commerzbank schon als Übernahmekandidat für andere Banken. So hätten in den vergangenen Monaten bereits die italienische Großbank Unicredit und die niederländische ING bereits beim Großaktionär – Bundesregierung – vorgefühlt, wie sie denn zu einer möglichen Übernahme stünde.

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