Im sächsischen Görlitz hat der AfD-Politiker und Polizeikommissar Sebastian Wippel (36) die erste Runde bei der Wahl zum Oberbürgermeister gewonnen. Vor einem Jahr hatte er mit arabischen Postkarten MigrantInnen auf einem Sommerfest dazu aufgefordert, die Stadt zu verlassen. Im Juni steht die Stichwahl gegen einen CDU-Politiker an.
Görlitz in Sachsen könnte bald den bundesweit ersten Oberbürgermeister aus der faschistischen AfD stellen. Laut vorläufigem Ergebnis erhielt der AfD-Politiker Sebastian Wippel 36,4 Prozent der Wählerstimmen. Der CDU-Bewerber Octavian Ursu kam dagegen auf nur 30,3 Prozent. Für den 16. Juni steht nun eine Stichwahl an.
Wer ist Wippel?
Der Oberbürgermeisterkandidat der Görlitzer AfD Wippel diente von 2001 bis 2003 in der Bundeswehr und ist Leutnant der Reserve. Von 2007 bis 2012 war er Polizeikommissar in Niedersachsen und von 2010 bis 2013 Mitglied der FDP.
Seit 2014 sitzt Wippel für die AfD im sächsischen Landtag. Bereits im August 2016 hat er bundesweite Bekanntheit erlangt. Damals äußerte er im sächsischen Landtag, dass islamistische Terroranschläge auf das Konto von Bundeskanzlerin Angela Merkel gingen: “Unsere Bundeskanzlerin hat uns hier eine Suppe eingebrockt. Eine Suppe, die niemand bestellt hat, nach dem Rezept ‘Wir schaffen das'”, sagte er. “Und nun haben wir die Quittung bekommen, jetzt auch in Deutschland erstmalig mit den Anschlägen in Bayern und Baden-Württemberg.” Er fügte hinzu: “Leider hat es nicht die Verantwortlichen dieser Politik getroffen.”
Im Sommer 2018 zeigte er dann auch, welches Görlitz er sich wünscht – mit einem provokanten Besuch auf dem Görlitzer Zuckerfest, einem deutsch-syrischen Familienfest anlässlich des Endes vom Ramadan. Dort verteilte er Postkarten an arabisch aussehende Familien, mit denen er sie zum Verlassen der Stadt aufforderte. Im laufenden Wahlkampf hatte er allerdings angekündigt, dass er dies nicht machen wolle, wenn er Oberbürgermeister ist.
Wirtschaftspolitisch setzt Wippel auf den Bau von Panzern, um die Wirtschaft in der Region anzukurbeln.
Neonazis auf der Liste
Doch nicht nur Wippel zeigt seine rechten Ideen offen. Für den Stadtrat kandidieren noch 23 weitere Personen von der AfD-Liste, zu denen die Antifa Görliz Informationen zusammentrug:
So soll es von dem Kandidaten Enrico Strauss Videos geben, wie er an den rassistischen Ausschreitungen in Bautzen 2014 beteiligt ist oder auf dem Schild und Schwert-Festival 2018 den Hitler–Geburtstag 2018 in Ostritz feiert. Auch der Kandidat Alexander Lehmann kam hier zu Hitlers Geburtstag. Christian Friedhofer war in Erlangen im Burschenschafter–Milieu unterwegs und ist dort Mitglied der pflichtschlagenden Frankonia Erlangen. Auch der Freund der Identitären Bewegung, Norman Knauthe möchte in den Stadtrat. In der Vergangenheit zeigte er seine Waffen im Internet.