„Sehr geehrte Damen und Herren, wir wenden uns in unserer Verzweiflung an Sie, da unsere Kinder unter rechtsstaatlich fragwürdigen Umständen in Frankreich verschwunden sind.“ So beginnt der verzweifelte offene Brief der Eltern der „3 von der Autobahn“. Dabei handelt es sich um drei junge Männer, die in Frankreich vor rund zwei Wochen in einem Schnellverfahren zu Haft zwischen zwei und drei Monaten verurteilt worden – ohne dass ihnen eine konkrete Straftat zur Last gelegt wurde.
Laut französischer Behörden sollen sie einen „spontanen Zusammenschluss zur Vorbereitung von Gewalttaten“ beim G7-Gipfel im französischen Biarritz gebildet haben. Dabei waren sie einfach auf dem Weg in den Camping-Urlaub im Baskenland. Doch als einzige der zehnköpfigen Camping-Gruppe kamen sie nie an.
Stattdessen wurden sie mutmaßlich aufgrund einer „schwarzen Liste“ des BKA festgenommen und kurzerhand von französischen Behörden verurteilt. Auf welcher Grundlage ist bisher unklar. So wurden sie bereits vom Vorwurf des “Waffenbesitzes”, über den in einigen Medien spekuliert wurde, freigesprochen.
In dem offenen Brief zeigen sich die Eltern des weiteren darüber empört, dass während des Prozesses keine Wahlverteidiger zugelassen waren, sondern ausschließlich Pflichtverteidiger. Damit wird ein zentrales “rechtsstaatliches” Prinzip umgangen.
Kein Zugang zu den Verurteilten
Einen Tag nach der Verurteilung wurden die drei jungen Männer auf drei unterschiedliche Gefängnisse verteilt. Eines der Gefängnisse weist laut Medienberichten katastrophale Bedingungen für die Häftlinge auf und ist komplett überbelegt.
In ihrem offenen Brief beklagen die die Eltern der „3 von der Autobahn“, dass es bislang kaum offizielle Informationen gäbe. Bisher hätten sie trotz massiver Intervention keinen Zugang zu den Verurteilten.
„Die Deutsche Botschaft wiegelte anfangs ab, indem sie uns sagte, es gäbe keine Information bzw. die Inhaftierten wünschten keinen Kontakt, was aber überhaupt nicht belegt wurde. Es sollte doch zur Pflicht der Auslandsvertretung gehören, diese Behauptung selbst zu prüfen durch ein Telefonat mit den Inhaftierten.“, so die Eltern in ihrem offenen Brief. Mittlerweile werde auch von Botschaftsseite versucht, Kontakt herzustellen, bisher ohne Erfolg.
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„Bitte helfen Sie uns Angehörigen der drei Verschwundenen“
Auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Sevim Dağdelen habe das Auswärtige Amt versichert, Kontakt zu den Inhaftierten herzustellen, was aber scheinbar nur über den Postweg möglich sei und deshalb bis zu drei Wochen dauern könne.
Wie die Eltern weiter mitteilten, spricht keiner der Drei französisch. Möglicherweise würden Polizisten als Dolmetscher eingesetzt. Die Inhaftierten dürften bisher höchstwahrscheinlich auch nicht telefonieren, da keine/r der Eltern bisher einen Anruf von ihnen bekam. Allein von dem 18-Jährigen seien Briefe angekommen.
Mit dem Aufruf „Bitte helfen Sie uns Angehörigen der drei Verschwundenen“, endet der Brief der Eltern. Zumindest von seiten linker Gruppen gibt es bereits mehrere Solidaritätsbekundungen.