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Freitag, April 19, 2024
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    Negativzins: Wird das Geld auf dem Konto bald automatisch weniger?

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    Millionen Menschen in Deutschland haben Sparbücher, Tagesgeldkonten oder Festgeldkonten um Geld zu sparen – für ein Eigenheim, einen Urlaub oder das Alter. Über Jahre bekam man einen Zins auf dieses Geld. Doch mittlerweile beginnen Banken, die Negativzinsen der Europäischen Zentralbank an einzelne Privatkunden und Firmen weiterzugeben – ihr Vermögen auf dem Konto schrumpft. Könnte das bald auch kleine Sparer treffen?

    Seit einigen Wochen erhebt die Volksbank Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck ein „Verwahrentgeld“ von 0,5% schon ab dem ersten Euro. Betroffen sind nur Tagesgeldkonten, die seit dem 1. Oktober 2019 neu eröffnet wurden. Noch sind die üblichen Giro-Konten nicht einbezogen, und es handelt sich nur um eine unbedeutende Bank – und doch ist es ein „Tabu“-Bruch.

    Denn betroffen sind nicht nur Firmenkonten oder hohe Privatvermögen, sondern jede und jeder Sparer, der nur ein klein wenig Geld anlegen will – zum Beispiel auf einem Tageskonto.

    Negativzins der EZB

    Hintergrund dieser Entwicklung ist die seit Jahren andauernde Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Wenn einzelne nationale Banken bei der EZB ihr Geld „parken“, müssen sie mittlerweile aufgrund des “Negativzins” sogar Geld dafür zahlen. Damit sollen sie angehalten werden, Geld weiterhin zu verleihen und damit die Wirtschaft anzukurbeln.

    Über diese Methode zögert die EZB seit Jahren eine große Wirtschaftskrise heraus, lässt jedoch den kommenden Crash nur um so heftiger werden. Schon jetzt gibt es innerhalb der EU rund 20% „Zombie-Unternehmen“ die nur noch aufgrund der niedrigen Zinsen überleben können – und in der nächsten Krise pleite gehen werden.

    Europäische Zentralbank: Krisenbewältigung als Dauerzustand

    Doch durch den Negativzins geraten auch die Banken unter Druck, da ihre Zinseinnahmen immer stärker schrumpfen – und wenn sie selber Geld bei der EZB lagern, müssen sie sogar drauf zahlen. Die von den Banken für ihre Einlage gezahlten „Strafzinsen“ holen sie sich seit geraumer Zeit bei großen Firmenkunden zurück. Bisher blieben kleine Sparer verschont, doch die Maßnahme in Bayern ist ein Hinweis darauf, dass sich auch hier der Wind dreht.

    Nach bisherigem Recht ist es für eine Bank schwer, tatsächlich Negativzinsen an die Inhaber eines Girokontos weiterzugeben – diese müssten dem explizit zustimmen. Und doch reden führende Politiker über einen neuen Umgang mit Sparern, falls die Banken immer öfter Negativzinsen an Sparer weiterreichen. Die Gefahr: die Menschen könnten zu den Banken rennen und ihr Erspartes abheben, was wiederum massive Probleme für die Banken mit sich bringen würde.

    Söder fordert staatlichen Ausgleich

    Der bayrische Ministerpräsident Markus Söder fordert deshalb nun für Bankkunden einen Ausgleich von Negativzinsen. Es brauche einen „großen Master-Plan, wie man die Sparer schützt und von Negativzinsen befreit“, sagte der bayerische Ministerpräsident der Passauer Neuen Presse. Belastete SparerInnen sollen seiner Meinung nach entschädigt werden. Gezahlt werden soll dies jedoch nicht etwa von den Banken – sondern aus dem Staatshaushalt, also letztlich wieder von den Sparern selbst. Damit würde Söder letztlich das Geschäft der Banken subventionieren.

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