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Donnerstag, April 25, 2024
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    Angeschossener vom Köln-Porzer Rheinufer kritisiert Medien – Mutter: „Hier wird versucht, aus einem Opfer einen Täter zu machen“

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    Am 30. Dezember wurde einem jungen Mann am Porzer Rheinufer – mutmaßlich von einem CDU-Kommunalpolitiker – mit einem Revolver in die Schulter geschossen. Nun haben sich der Angeschossene, sowie eine Mutter der anderen Betroffenen zu Wort gemeldet. Sie kritisieren die bisherige mediale Berichterstattung als diskreditierend und gegen das Opfer gerichtet.

    Im Fall des Schusses auf einen 20-Jährigen am Rheinufer im Kölner Stadtteil Porz hat sich nun das Opfer im Kölner Stadtanzeiger zu Wort gemeldet – und die Berichterstattung vor einigen Tagen eben dieser Zeitung  kritisiert. So wurde er in einem Artikel vom 3.1.2020 als „polizeibekannt“ bezeichnet. Hierzu stellte er klar: 2018 sei er einmal im Karneval in der Kölner Altstadt zusammengeschlagen worden, er selbst habe daraufhin Anzeige erstattet. Des weiteren kritisierte er die Nennung von „osteuropäischen Wurzeln“ im Artikel. Seine Eltern kommen aus Polen, er selbst sei Deutscher.

    In dem Artikel wurde außerdem im Zuge des Berichts über die Schüsse in Porz über eine vermeintliche Dealer-Szene am Porzer Rheinufer berichtet – und damit unterschwellig ein Zusammenhang zum Opfer hergestellt. Dieses stellte klar: mit der Szene hätten er und seine Freunde nichts zu tun.

    „Hier wird versucht, aus einem Opfer einen Täter zu machen“, sagt die Mutter von einem der vier 20- bis 23-jährigen Betroffenen, die in der Nacht vom 30. auf dem 31. Dezember in Porz unterwegs waren.

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    In den Ermittlungen zum Vorfall sind derweil neue Details bekannt geworden: So soll der Beschuldigte laut Kölner Stadtanzeiger behauptet haben, dass einer der jungen Männer ihm die Waffe entwendet und selbst damit geschossen habe. Daraufhin wurden die vier betroffenen jungen Männer nach Schmauchspuren untersucht – es seien jedoch keine gefunden worden.

    Derweil schweigt sich der mutmaßliche Täter, ein 72-jähriger CDU-Politiker aus Köln-Porz, zu den Vorwürfen weitgehend aus. Zusätzlich zu seiner Strafverteidigerin wurde vom Politiker der Medienanwalt Ralf Höcker eingeschaltet. Dieser ist auch Pressesprecher der Vereinigung „Werteunion“ innerhalb der CDU. In seiner Kanzlei ist seit 2019 auch der ehemalige Geheimdienst-Chef Hans-Georg Maaßen in beratender Funktion tätig. Die bekannte Kanzlei hatte in der Vergangenheit unter anderem die AfD in einem Verfahren gegen den Verfassungsschutz vertreten.

    Noch immer hält die Lokalpresse den Namen des Beschuldigten zurück, da er sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert hat. Ein ungewöhnlicher Vorgang – gerade weil es sich um einen öffentlichen Mandatsträger handelt.

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    Die CDU Porz äußerte sich bis heute nicht zu den Vorwürfen. Seit gestern ist ihre Website im Umbau begriffen.

    Bereits in der Vergangenheit ist die CDU Porz in die Schlagzeilen geraten. So wurde im Jahr 2014 der CDU-Politiker Henk van Benthem zum ehrenamtliche Bürgermeister des Stadtteil Porz gewählt – mit der entscheidenden Stimme der rechtsradikalen Bewegung „Pro Köln“. Er hatte sich unter anderem lautstark über Planungen für ein Flüchtlingsheim im Stadtteil Urbach beschwert.

    Auch die Kölner CDU-Führung schweigt weiterhin zu den Vorwürfen gegen ihren Mandatsträger.

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