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Samstag, April 20, 2024
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    Weltwirtschaft: Coronavirus legt Produktionsketten lahm

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    Weil Bauteile aus China fehlen, muss Hyundai in Südkorea die Autoproduktion stoppen. Auch in den USA, Japan und Europa könnten Ausfälle drohen. Die abgeriegelte chinesische Stadt Wuhan ist zudem für die Herstellung von Glasfaserkabeln und Arzneimitteln wichtig.

    Bei Hyundai stehen die Bänder. Der südkoreanische Autokonzern musste am Dienstag erst die Produktion von Modellen seiner Premiummarke Genesis stoppen. Am Freitag legte das Unternehmen dann alle Werke im Land vorerst still. Grund hierfür sind fehlende Bauteile aus China: Dort sind viele Unternehmen wegen des Coronavirus in Zwangsferien. In der betroffenen chinesischen Provinz Hubei, in der auch die abgeriegelte Stadt Wuhan liegt, befinden sich zahlreiche Endfertigungsstätten und Zulieferbetriebe der Autoindustrie.

    China beliefert die Weltautoindustrie

    Hyundai rechnet bislang zwar nur mit einem kurzen Produktionsstopp: In der kommenden Woche sollen die fehlenden Lieferungen durch Bauteile aus koreanischen Fabriken ausgeglichen werden. Der Stillstand könnte jedoch ein Vorgeschmack auf größere Störungen in der weltweiten Automobilproduktion sein. Wie das Handelsblatt berichtet, sind auch die amerikanische, die japanische und die europäische Autoindustrie stark auf Lieferungen aus China angewiesen. Laut Bloomberg habe das ostasiatische Land im Jahr 2018 Autoteile im Wert von gut 70 Milliarden Dollar exportiert.

    Allein die Ausfuhr von Autoteilen nach Japan habe sich seit der SARS-Epidemie 2002 verzehnfacht. Die amerikanische Finanzzeitschrift Barron’s nennt die internationalen Konzerne General Motors, Honda, PSA und Renault-Nissan-Mitsubishi als Firmen mit besonders hoher Abhängigkeit von Hubei. In der Provinz allein würde wegen der Zwangsferien die Produktion von 90.000 Fahrzeugen ausfallen. Einige japanische Zulieferbetriebe warnten nun davor, dass sie möglicherweise nicht alle Lieferausfälle aus China kurzfristig aus anderen Quellen beziehen könnten. Im Falle weiterer und längerer Schließungen von chinesischen Fabriken könnte die gesamte weltweite Autoproduktion ins Stocken geraten.

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    Die Störanfälligkeit der international vernetzten Produktion

    Die heutige, international vernetzte Produktion dient den großen Industriekonzernen dazu, ihre Produktionskosten zu senken und damit ihre Profite zu erhöhen. Sie ist jedoch auch anfällig für Störungen: 2007 hatte ein Erdbeben in der japanischen Präfektur Niigata fast die gesamte japanische Autoproduktion zeitweise lahmgelegt. Durch das Erdbeben war zwar nur ein kleiner Hersteller von Kolbenringen schwer beschädigt worden. Dieser belieferte jedoch fast alle Zulieferbetriebe des Landes, die Kolben für die Autoindustrie herstellten. Im vergangenen Jahr führte ein einwöchiger Streik der Audi-ArbeiterInnen im ungarischen Györ dazu, dass die Produktion von Audi in Ingolstadt, von VW in Bratislava und von Porsche in Leipzig zum Stillstand kam.

    Auch Glasfaserkabel und Pharmaprodukte sind betroffen

    Neben der Autoindustrie sind noch weitere wichtige Industriezweige in der Provinz Hubei angesiedelt. Dazu gehören Fabriken, die Chemiedünger und Glas herstellen. Nach Einschätzung einer Ökonomin des Wirtschaftsinformationsdienstes Economist Intelligence Unit, die das Handelsblatt zitiert, könnte die Herstellung dieser Produkte durch andere chinesische Provinzen kompensiert werden.

    Kritischer könnte es jedoch bei anderen Erzeugnissen aussehen: Firmen in Wuhan produzieren ein Viertel der weltweiten Glasfaserkabel, die für den neuen Mobilfunkstandard 5G benötigt werden. Ebenso werden in Wuhan und Umland wichtige Wirkstoffe für Arzneimittel hergestellt. Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hängen 17 versorgungsrelevante Medikamente von einem Wirkstoff ab, den eine einzige Firma in Wuhan produziert. Immerhin 48 versorgungsrelevante Arzneimittel basierten auf Wirkstoffen aus Hubei. Bislang gebe es jedoch noch keine Hinweise auf Versorgungsengpässe

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