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    „Wenn das auf Dauer so weiter geht, habe ich schon Existenzängste.“

    Julia ist gelernte Köchin und arbeitet in einem Restaurant in Sachsen als Küchenchefin. Ihr Chef hat für sie Kurzarbeit angeordnet. Darüber hat sie mit Perspektive gesprochen.

    Wie groß ist euer Restaurant? Wie viele Menschen arbeiten dort?

    Das Restaurant ist nicht so groß. Wir sind so ca. 15 Angestellte.

    Wie haben die aktuelle Krise und das Coronavirus deine Arbeit in den letzten Wochen beeinflusst?

    Die Corona-Krise beeinflusst zur Zeit jedes Restaurant in der Gegend – so weit ich weiß.
    Wir haben sehr viele Stornierungen seitdem es bei uns in Sachsen so kritisch geworden ist. Und wenn Gäste wegbleiben – natürlich verständlicherweise – verdienen wir eben kein Geld.

    Wie wurde die Kurzarbeit bei dir begründet?

    In einem kleinen Unternehmen wie wir es sind, muss man eben direkt handeln. Das hat mein Chef wunderbar gemacht. Aber es gibt eben auch nur eine Lösung, um den Job zu behalten: Kurzarbeitergeld. Es erschien mir am Anfang tatsächlich gut. Wir sind eben abgesichert, damit wir nach dieser Corona-Krise nicht alle arbeitslos sind. Ich kenne auch andere Betriebe, bei denen es eben gerade auch so funktioniert. Bloß auf Dauer ist das natürlich absolut keine Lösung.

    Was bedeutet Kurzarbeit nun für dich?

    Kurzarbeit bedeutet für mich vor allem eine große Einkommenslücke von ca. 40% meines Einkommens. Ich muss gestehen: Wenn das auf Dauer so weiter geht, habe ich schon Existenzängste. Das heißt für mich, dass ich meinen Lebensstandard eben rapide einschränken muss. Für mich ist die Ungewissheit, wie und wann es weiter geht, sehr belastend. Denn ich liebe meinen Job und meine Arbeitsstelle sehr; natürlich auch das Team.

    Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat den leichteren Zugang zu Kurzarbeit begrüßt, findest du das richtig?

    Der leichte Zugang zum Kurzarbeitergeld ist sicher nicht schlecht, nur müsste es bei so geringen Löhnen wie in der Gastronomie oder anderen Handwerken Regelungen geben, dass man nicht Angst haben muss, seine Wohnung nicht mehr finanzieren zu können oder seinen Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten zu können.

    Welche Forderungen stellst du an die Bundesregierung?

    Es braucht realistische Abschläge. Mit 50€ zum Beispiel kann man keinen ganzen Monat leben, nach sämtlichen Abzügen. Andere haben vielleicht noch einen Kredit zu tilgen. Oder ähnliches. Ich finde, man sollte mehr auf den Arbeitnehmer eingehen. Ich verlange in solchen Zeiten keine 100%, aber 60% oder 67%, um eine Familie zu ernähren oder ein Haus zu finanzieren, sind wirklich nicht viel.

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