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Dienstag, April 23, 2024
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    Wuppertal: Gedenken an ermordeten irakischen Jugendlichen aus Celle verboten

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    In der Wuppertaler Innenstadt hat eine politische Aktion stattgefunden, die des in Celle ermordeten Arkan Hussein Khalaf (15 Jahre) gedenken sollte. Auf einem Transparent war zu lesen: „Rassismus Tötet! In stillem Gedenken Arkan Hussein Khalaf, 15 J. Von einem Rassisten ermordet“, auch Blumen und Kerzen wurden aufgestellt. Gleich nach ihrer Ankunft verteilte die Polizei Anzeigen an die Umstehenden.

    Gerade erst eine Woche ist es her, dass in Deutschland wieder ein rassistisch motivierter Mordanschlag durch einen Mann mit Kontakten in die Neonazi-Szene verübt wurde. Das Opfer, ein junger Ezide, war mit seiner Familie nach dem Genozid des IS aus Şengal im Irak/Südkurdistan nach Deutschland geflüchtet. Wieder ertönten kurz nach der Tat Stimmen, die den Täter als einen verwirrten oder verrückten Einzeltäter darstellen wollten, bis dann Recherchen der ZEIT die Verbindungen zu Neonazis aufdeckten.

    Erneut rassistisch motivierter Mordanschlag in Celle?

    Dem IS entkommen – in Deutschland ermordet

    Um den Protest gegen diese anhaltende Mordserie von Rechtsradikalen kundzutun und des neuesten Opfers zu gedenken, wurde eine kleine Gedenkstätte in der Wuppertaler Fußgängerzone hergerichtet. Es gab Blumen und Kerzen, dazu ein Transparent mit einer anti-rassistischen Botschaft und auch ein Bild des getöteten Jugendlichen. Auf dem Boden konnte man mit Kreide geschrieben lesen: „Hanau, Halle, Celle – Waren keine Einzelfälle!“

    Auch wenn es ein eher kalter und grauer Tag in Wuppertal war, waren viele FußgängerInnen in dem Bereich in der Nähe des City-Arkaden unterwegs. Viele hielten an und lasen sich die politischen Botschaften durch. Die Menschen – ob mit oder ohne Migrationshintergrund – waren fassungslos über die Tat, hielten inne und gedachten dem Ermordeten aus Celle.

    Eigenes Foto

    Das Meinung sagen und Gedenken ist verboten

    Als kurz vor 13 Uhr die Polizei auf das Gelände auffuhr, ahnten die Menschen, die mit ausreichendem Abstand zueinander standen, nichts Böses. Schließlich achteten sie bewusst darauf, den anderen nicht allzu nahe zu kommen, um keine Infektion zu riskieren. Das interessierte die Polizisten aber herzlich wenig. Einer stieg aus seinem Wagen aus und bewegte sich auf eine Frau zu, von der er sehr bald auch den Ausweis einforderte. Die Menschen waren sichtlich empört, Passantinnen und Passanten blieben stehen und fragten nach, was hier gerade geschehe.

    Einer von ihnen sagte: „Sie können ja gleich jedem hier in der Fußgängerzone eine Anzeige schreiben!“ – und die Fußgängerzone war in dieser Zeit sehr belebt. Das nahmen sich die Polizisten scheinbar zum Anlass, das Geschehen zu einer illegalen Versammlung zu erklären und an zahlreiche umstehende Personen Anzeigen zu verteilen.

    Schließlich zogen die Einsatzkräfte wieder ab, nachdem sie Bußgelder im Umfang von tausenden Euros verteilt hatten. Die Leute sahen es gelassen und gingen nach ein paar Gesprächen wieder ihrer Wege. Nachdem die Gedenkstätte samt der Kerzen, Blumen und dem Bild verpackt war, konnte man auf dem Boden lesen: “Hier wurden Menschen angezeigt, die gegen Rassismus aufgestanden sind“.

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