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Freitag, April 19, 2024
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    Der wahre Sieger der Champions League: Wie Katar vom europäischen Sport profitiert

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    In einem spannenden und hochklassigen Fußballspiel gewinnt der FC Bayern München mit 1:0 gegen Paris Saint-Germain (PSR) die Champions League. Doch Gewinner und Verlierer des Spiels standen im Vorfeld schon fest. Was hat Katar mit dem wichtigsten Spiel im europäischen Vereinsfußball zu tun? – Ein Kommentar von Felix Lucarelli

    Investment bei PSG und den Bayern

    Der Katarische Konzern QSI (Qatar Sports Investment) hat bereits im Jahr 2011 den kompletten Fußballverein PSG aufgekauft. Seitdem hat er über 1,5 Milliarden Euro in den Verein investiert. Nicht nur, dass sich der Verein dadurch vollständig von seiner Basis, den Fans, entfernt hat: das viele Geld der Katarischen Scheichs sorgt für enorme Ungleichheiten, besonders auf finanzieller Ebene. PSG kann sich plötzlich ohne große Verkäufe Spieler wie den Brasilianer Neymar da Silva Santos Júnior für 222 Millionen Euro kaufen. Summen, die bis dahin selbst im modernen, kommerzialisierten Fußball für unmöglich gehalten wurden.

    Auch der größte Fußballklub Deutschlands, der FC Bayern München, macht Geschäfte mit katarischen Unternehmen: Der staatseigene Flugkonzern ist als Sponsor auf dem Ärmel der Bayern Trikots vertreten. Jedes Jahr fliegt der FC Bayern zum Wintertrainingslager nach Katar. Für die Bayern bedeutet dies jährliche Einnahmen in zweistelliger Millionenhöhe, und Katar nutzt diese Chance, um sein Image aufzubessern.

    Menschenrechte in Katar? Für die Bayern-Bosse kein Thema

    Es ist kein Geheimnis, dass Menschenrechte in Katar mit Füßen getreten werden. Demokratie, Meinungs- und Pressefreiheit existieren nicht einmal formal. ArbeiterInnen, besonders aus dem Ausland, müssen unter sklavenähnlichen Bedingungen teilweise über zwölf Stunden am Tag bei extremer Hitze in der Wüstenregion arbeiten. Die Führungsetage des FC Bayern lässt die Kritik kalt.

    Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, beteuert, in Katar „keinen einzigen Sklaven“ gesehen zu haben. Wer die Augen vor der Wahrheit verschließt und sich nur in Hinterzimmer-Gesprächen über den nächsten großen Werbedeal austauscht, der sieht wahrscheinlich auch keine Sklaven. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass sie weiterhin existieren und unter unwürdigsten Bedingungen ausgebeutet werden. Und der FC Bayern schlägt Profit daraus.

    Katar profitiert durch den Sport: die Welt schaut zu und jubelt

    Unter diesen Umständen ist klar, dass Katar bei dem Duell zwischen PSG und dem FC Bayern so oder so als Sieger hervorgeht. Aber hinter dem vielen Geld aus Katar steckt noch mehr Strategie, als man im ersten Moment denken mag.

    Durch sportliche Großereignisse, wie die Handball-WM 2015, die Leichtathletik-WM 2019 und die noch ausstehende Fußball-WM 2022 verbessert der Wüstenstaat sein Image und stößt so die Tür für neue Werbe- und Investorenverträge auf. Finanzieller Profit ist vorprogrammiert. Dass bei der Vergabe all dieser Großereignisse Korruption eine große Rolle spielt, ist nicht all zu weit hergeholt.

    Wenn man ehrlich ist: außer finanzieller Aspekte gibt es keine Gründe, eine Fußball-WM in Katar auszutragen. Dort wird die erste Fußball WM ausgetragen, für die alle WM-Stadien neu gebaut werden müssen. Dass dabei schon mehrere hundert ArbeiterInnen ums Leben gekommen sind, ist für die FIFA und die großen nationalen Fußballverbände nichts als eine Randnotiz. Das Geld steht über allem. Diese Entwicklung sorgt mittlerweile selbst im eigentlichen Volkssport Fußball für immer mehr Todesfälle und immer schlimmere Ausbeutung.

    Gewinner und Verlierer

    Solange große Verbände wie der DFB und die FIFA oder Vereine wie PSG und der FC Bayern mit dem Staat Katar und seinen Konzernen weiter Geschäfte machen, klebt das Blut der ArbeiterInnen in Katar auch an ihren Händen. Auch die großen Fußballstars schweigen plötzlich, wenn hunderte indische und nepalesische Gastarbeiter in Katar sterben. Logisch, denn nur so können ihre Millionengehälter weiterhin bezahlt und immer weiter erhöht werden. Sie alle sind Teil eines mörderischen, ausbeuterischen Systems, das aus dem Fußball heraus entstanden ist. Gewinner bleiben Katar und die hohen Tiere des Fußballs. Verlierer sind vor Allem die Menschenrechte.

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