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    Gerade in der Krise müssen wir für unsere Interessen kämpfen!

    In jeder Wirtschaftskrise beginnen die Diskussionen von Neuem und in der aktuellen Pandemie-Situation werden sie um so emotionaler und schärfer geführt: Sitzen wir alle im selben Boot? Müssen wir nun alle den Gürtel enger schnallen und auf einen Teil unserer Rechte und Interessen verzichten? Wir sagen Nein! – Ein Kommentar von Kevin Hoffmann

    Wir sitzen nicht im selben Boot! Die Diskussion darüber, ob alle Menschen im „selben Boot“ sitzen und daher letztendlich die selben Interessen haben, ist so alt, wie sie falsch ist. Wie können Multimillionär:innen und Milliardär:innen wie Clemens Tönnies oder Susanne Klatten die selben Interessen haben wie der Supermarktkassierer oder die Pflegerin im Krankenhaus oder Altenheim? Genau, gar nicht!

    Während die einen danach streben, ihr Vermögen weiter ins Unermessliche zu steigern, sind die anderen froh, wenn sie irgendwie über die Runden kommen und am Ende des Monats noch etwas Geld übrig ist, das man für Notfälle oder den kommenden Jahresurlaub zur Seite legen kann.

    Wer hier gemeinsame Interessen sieht, sollte mal zu einer Augenärztin gehen! Die Interessen der Fabrikbesitzer:innen und ebenso eines Großteils der Politiker:innen im Bundestag sind aufgrund ihrer Klassenlage und dem damit zusammenhängenden Streben nach immer größerem Reichtum vollkommen entgegengesetzt zu den unsrigen – denn sie leben von unserer Arbeit.

    Gerade in der Krise kämpfen!

    So werden wir niemals gemeinsame Interessen haben und weder vor, in, noch nach der Krise im „selben Boot“ sitzen. Warum sollten wir dann genau in der Krise nicht für unsere Interessen und Rechte kämpfen? Warum sollten wir Einschnitte unseres sowieso schon niedrigen Lebensstandards hinnehmen, nur damit das gigantische Vermögen der Reichen nicht geschmälert wird?

    Viele von uns verlieren durch die aktuelle Wirtschaftskrise und Einschränkungen der Corona-Pandemie ihren Job, werden in Kurzarbeit geschickt oder müssen unbezahlte Überstunden machen. Das Vermögen der Kapitalist:innen ist in Deutschland um rund 20% gestiegen. Genau darum dürfen wir auch in der Krise nicht den Gürtel enger schnallen und nicht auf die Kämpfe für unsere Interessen und Rechte verzichten. Nutzen wir unsere Macht als Arbeiter:innen, unsere Stellung im Produktionsprozess und unsere gigantische Zahl. Wenn wir uns gemeinsam und entschlossen für unsere Interessen einsetzen, dann werden wir sie auch durchsetzen können.

    Unterstützen wir daher die Streiks und Proteste wie diejenigen rund um die Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst, im Reinigungsbereich oder der Lebensmittelindustrie. Unterstützen wir die Kolleg:innen der Metall- und Autoindustrie, die gegen Massenentlassungen von 100.000den Arbeiter:innen und Werksschließungen protestieren. Nur so können wir die Kapitalist:innen dazu zwingen, für diese Krise zu zahlen, anstatt die Kosten auf uns abzuwälzen.

    Wir lassen uns nicht spalten!

    Ärgern wir uns nicht über mögliche “Einschränkungen”, die ein Streik mit sich bringt, sondern über die Hartnäckigkeit der Kapitalist:innen, nicht auch nur ansatzweise das zu zahlen, was uns zusteht. Treten wir allen Versuchen entgegen, uns als Klasse zu spalten und die verschiedenen Berufsgruppen oder Belegschaften verschiedener Firmen und Standorte gegeneinander auszuspielen.

    Denn wenn wir heute zum Beispiel solidarisch und entschlossen die Streikenden im Nahverkehr unterstützen, dann werden diese auch in anderen Kämpfen solidarisch an unserer Seite stehen.

    Die Streiks und Arbeitskämpfe sind eben genau dann notwendig, wenn sich Arbeitgeber:innen weigern, auf unsere Forderungen einzugehen, um ihre Profite weiter zu unseren Lasten zu erhöhen. Der Kampf um hinreichende und bessere Arbeits- und Lebensbedingungen ist in allen Branchen und zu jeder Zeit legitim.

    Dabei können und sollten wir selbst diejenigen Kapitalist:innen zur Kasse bitten, die in der Krise Verluste schreiben. Schließlich sitzen sie auf einem gigantischen Vermögen, das wir mit unserer Arbeit geschaffen haben. Holen wir uns zurück, was uns eigentlich sowieso zusteht!

    • Autor bei Perspektive seit 2017 und Teil der Print-Redaktion. Freier Autor u.a. bei „Junge Welt“ und „Neues Deutschland“

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