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Donnerstag, April 25, 2024
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    Schwere Repressionen gegen Medienschaffende weltweit

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    Dass Journalist:innen kritische Fragen stellen, ist weltweit nichts Neues. Durch intensive Recherchen und investigative Interviews wollen sie Missstände aufzeigen – werden dadurch aber selbst immer wieder zu Zielen von Angriffen. Im neuen Jahresbericht von „Reporter ohne Grenzen“ zeigt sich eine Tatsache deutlich: das Veröffentlichen von menschengemachter Misere ist weltweit eine gefährliche Sache.

    Insgesamt 50 Medienschaffende sind im Jahr 2020 bei der Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit getötet wurden. Sie recherchierten zu Themen wie Korruption, Umweltzerstörung oder organsiertem Verbrechen. Vielerorts denkt man, dass die Journalsit:innen in einem Krieg zwischen die Fronten geraten seien; doch das ist weit gefehlt.

    Wurden im Jahr 2016 prozentual die meisten Medienschaffenden tatsächlich noch in Konfliktregionen getötet, kehrt sich dieser Trend seit 2018 um. 70% der getöteten Reporter:innen wurden außerhalb von Konfliktregionen getötet. Mexiko, Irak, Afghanistan, Indien und Pakistan zählen zu den gefährlichsten Länder für die Arbeit von Journalist:innen. Auch in diesem Jahr gab es wieder einen traurigen Rekord: seit über 30 Jahren wurde zum ersten Mal wieder ein Journalist (Ruhollah Sam) mit der Todesstrafe, im Iran, exekutiert.

    Weltweite Repressionen

    Mit dem Stichtag zum 1. Dezember 2020 gibt der Report an, dass weltweit über 54 Medienschaffende entführt wurden, vier verschwunden sind und 387 im Gefängnis sitzen. In Belarus wurden seit der Wahl am 9. August 2020 über 370 Journalist:innen verhaftet, die über die Wiederwahl Alexander Lukaschenkos berichteten. Außerdem wurden weltweit mehr als 130 Medienschaffende in Bezug auf ihre Berichterstattung zur Corona-Krise inhaftiert. Gruppierungen, wie der Islamische Staat, Huthis, Al-Kaida, Hajar Tharir al-Scham, international nicht anerkannte selbsternannte Regierungen und sonstige bewaffnete Gruppen halten insgesamt 54 Medienschaffende als Geiseln.

    Schwerer Alltag für Journalist:innen auch in Deutschland

    Doch die Statistik kann eine Sache nicht hundertprozentig abbilden: die Konfrontation mit Gewalt. Auch in Deutschland wird Medienschaffenden immer wieder mit Gewalt gedroht. Vor allem auf rechten Demonstrationen und Kundgebungen können Journalist:innen teilweise nur mit Sicherheitsdiensten nach Interviewpartner:innen suchen.

    Am 1. Mai 2020 wurde ein Reporterteam von der im ZDF ausgestrahlten „heute show“ auf dem Hackeschen Markt in Berlin mit Schlagstöcken angegriffen und traktiert. Am gleichen Tag schlug ein Polizist einem Fernsehjournalisten mit der Faust ins Gesicht. Zusätzlich wird Journalist:innen durch Polizist:innen trotz Presseausweises häufig der Zugang zu Versammlungen verwehrt. Umgekehrt könne jedoch der Missbrauch von gefälschten Presseausweisen statistisch nicht erfasst werden.

    Unabhängiger Journalismus ist damit weltweit ein bedrohtes Gut. Dabei reiche die Repression von Beleidigungen oder Bedrohungen über körperliche Gewalt bis hin zu Gefangennahme und Ermordung.

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