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Donnerstag, April 25, 2024
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    Chile: Mapuche gründen nach massiver Polizeigewalt eigene Polizeistrukturen

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    Nach wiederholter brutaler Gewalt des chilenischen Staats gegen die indigenen Mapuche reagierten diese nun mit dem Aufbau einer eigenen Polizei, um der staatlichen Gewalt etwas entgegen setzen zu können.

    Dies war das Ergebnis einer extra eingerichteten “dringenden Abstimmung”, welche von den Gemeindemitgliedern der Mapuche abgehalten wurde. Die neu geschaffene Einrichtung soll in Zukunft für die Durchsetzung des Rechts sowie für Sicherheit sorgen.

    Für die chilenische Regierung stellt dies eine Untergrabung ihrer Macht da, und so betonte ihr Regierungssprecher Jaime Bellolio: „Es kann keine andere Polizei als die Kriminalpolizei oder die Carabineros geben“.

    Rückendeckung für die autonomen Polizeistrukturen bekommen die Mapuche vom Menschenrechtsaktivisten und Regionalgouverneur Vincent Painel. Dieser betont, dass es sich bei den von den Indigenen geschaffenen Institutionen nur um einen Sicherheitsdienst handele, wie ihn etwa auch Förstereien hätten.

    Des Weiteren verweist er auf die Konvention 169. Diese Konvention wurde 1989 von der ILO (Internationale Arbeitsorganisation, Sonderorganisation der Vereinten Nationen) verabschiedet und ist 1991 in Kraft getreten. Sie ist die einzige, völkerrechtlich verbindliche Übereinkunft, welche die Rechte der indigenen Völker schützt.

    Auch die kommunistische Abgeordnete Karol Cariola verteidigte die polizeilichen Strukturen der Mapuche. Aus ihrer Sicht sei es vollkommen verständlich, dass man so auf die Gewaltanwendungen der staatlichen Polizei reagiere. Sie forderte daher von der Regierung, eine neue, diplomatische Form des Kontakts mit den Mapuche zu suchen und die jetzige Politik der Gewalt und des Misstrauens zu beenden.

    Sie bestätigte damit, dass auf die Forderungen der Mapuche nach mehr territorialer Unabhängigkeit und der Rückgabe gestohlener Ländereien von der Polizei mit massivster Gewalt geantwortet wurde. Die Militarisierung des Konflikts hatte in mehreren Todesopfern gegipfelt.

    So tötete die Polizei zuletzt 2018 den Mapuche Camilo Catrillanca. Im jetzigen Urteil im Januar 2021 wurde der ehemalige Polizist Carlos Alrarcón des Mordes sowie des versuchten Mordes an dem Neffen des Ermordeten für schuldig gesprochen. Während auf der einen Seite Gerechtigkeit vermittelt werden sollte, stürmten noch am selben Tag 800 Polizist:innen die autonomen Mapuchi-Gemeinden von Temucuicui. Sie gaben an, dort gegen Drogenhandel vorgehen zu wollen.

    Karol Cariola widersprach der Begründung: „In keinem Armenviertel der Hauptstadtregion, wo es tatsächlich ernst zu nehmende Probleme mit Drogenbanden gibt, sahen wir jemals so einen massiven Polizeieinsatz“.

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