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Donnerstag, April 25, 2024
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    Demonstration in Essen fordert Aufklärung von Polizeimord – Polizei greift an

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    Seit dem Todestag von Adel B. finden in seinem Viertel, Essen-Altendorf, jährlich Demonstrationen gegen Polizeigewalt statt. Zum zweiten Jahr in Folge wurden diese nun angegriffen. – Ein Bericht von Leon Hamacher.

    Am 18.06.2019 wurde der migrantische Arbeiter Adel B. von der Essener Polizei über mehrere Straßen verfolgt und am Ende durch eine Glastür hindurch erschossen.
    Zunächst behauptete die Polizei, in Notwehr gehandelt zu haben, doch Videos, die von Anwohner:innen gemacht wurden, widerlegen diese Darstellung.

    Trotzdem gab es bis heute keine Konsequenzen für die Mörder in Uniform. Die Familie von Adel B. kämpft nun schon über zwei Jahre gemeinsam mit Aktivist:innen um Gerechtigkeit. In diesem Rahmen findet jährlich um den Todestag herum eine Demonstration in Essen Altendorf, dem Viertel, wo er ermordet wurde, statt, so auch in diesem Jahr.

    Schon in den Stunden vorher war die Polizei mit massivem Aufgebot vor Ort: Mannschaftswagen einer Hundertschaft standen verteilt im Viertel, der Startplatz der Demonstration war von Polizeiautos nahezu blickdicht umstellt, auf der Altendorfer Straße kommen einem im Minutentakt Streifenbeamt:innen entgegen. Wie sich später zeigt, hat die Polizei auch Hunde vor Ort. Eine Verhältnismäßigkeit für eine Demonstration mit 150 Teilnehmer:innen lässt sich nicht erkennen.

    Auch die andere Seite machte sich schon im Vorfeld bemerkbar: Unbekannte Aktivist:innen nannten den Startplatz der Demonstration am Tag zuvor in “Adel-B.-Platz” um. An vielen Stellen wurden Graffitis mit dem Bild von Adel mit dem Zusatz “von der Polizei ermordet” angebracht. Auf dem Boden steht “Bullen raus aus Altendorf”.

    Die Demonstration startete mit verschiedenen Redebeiträgen auf dem Ehrenzeller Platz. Unter anderem sprach auch die Schwester von Adel B.. Unter Tränen erzählte sie von ihrer letzten Begegnung von ihrem Bruder und dass er nur Hilfe von der Polizei gebraucht hätte.

    In weiteren Redebeiträgen wurde auf die faschistischen Netzwerke innerhalb der Essener Polizei aufmerksam gemacht und auf den Ausbau des Polizei- und Überwachungsapparats aufgrund der Wirtschaftskrise hingewiesen.

    Von dort aus nahm die Demonstration Aufstellung und zog in Richtung Altendorfer Straße. Auf dem Transparent an der Spitze konnte man “Adels Ermordung ist der Ruf nach der Überwindung des Systems” lesen. Zudem machten die Demonstrant:innen mit Sprechchören wie “Adel B., das war Mord! – Bullen raus aus Altendorf!” und “BRD: Bullenstaat! Wir haben dich zum Kotzen satt!” auf ihr Anliegen aufmerksam.

    Auf einer Zwischenkundgebung gab es neben weiteren Redebeiträgen Livemusik von den Rappern Tenor und S. Castro. Danach ging es weiter zu dem Haus, in dem Adel B. ermordet wurde. Hier wurde der genaue Ablauf des Todestages geschildert, unter anderem, dass ein Nachbar daran gehindert wurde, erste Hilfe zu leisten. Zudem wurde eine Schweigeminute abgehalten.

    Danach ging es wieder über die Altendorfer Straße zurück in Richtung Ehrenzeller Platz. Hier wurde die Demonstration frühzeitig auf Höhe der Haltestelle Helenenstraße aufgelöst. Die Polizei, überrascht über die frühzeitige Auflösung, reagierte mit einem Angriff auf die abreisenden Aktivist:innen. Neben einigen Festnahmen aus unbekannten Gründen schlug die Polizei scheinbar wahllos auf Menschen ein, die sie der Versammlung zuordnete. Als sich ehemalige Teilnehmer:innen von dort entfernten, wurden sie von der Polizei verfolgt und erneut angegriffen.

    Ein Aktivist vor Ort traf gegenüber Perspektive Online folgende Aussage: “Der Polizeistaat hat sich heute selbst entlarvt. Anhand des lächerlich übertriebenen Polizeiaufgebots und den schikanösen Auflagen war uns schon vorher klar, dass die Polizei nicht vorhatte, unsere Demo unbehelligt laufen zu lassen. Wir wären auch ohne Polizei super zurecht gekommen – ihre einzige Aufgabe war es uns anzugreifen. Wir lassen uns davon aber nicht einschüchtern und werden weiterhin auf das Blut an ihren Händen aufmerksam machen”.

    Auch im letzten Jahr wurde die Gedenkdemonstration bereits von der Polizei angegriffen.

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