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Freitag, April 26, 2024
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    Nach queerfeindlicher Bedrohung mit Pistole: Täter stellt sich und wird wieder entlassen

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    Am Mittwochnachmittag kam es in Berlin Lichtenberg zu einem queerfeindlichen Übergriff auf eine nicht binäre Person, bei welchem diese mit einer Waffe bedroht wurde. Für Samstag ist eine Demonstration angekündigt. Mittlerweile hat sich der Täter gestellt, wurde jedoch von der Polizei auf freien Fuß gesetzt.

    Am Nachmittag des 04.08.2021 wurde Toto Stoffels von einem, nach eigenen Aussagen, unbekannten Mann mit einer Waffe bedroht. Stoffels ist Künstler:in und Fotograf:in und machte den Vorfall auf dem eigenen Instagram-Kanal „miss_toto_rodgers“ öffentlich und teilte Fotos des Täters und ein Video der Situation.

    Stoffels schilderte den Vorfall wie folgt: Stoffels saß in der Bernhard-Bästlein-Straße in Berlin Lichtenberg in der Nähe eines Supermarktes und aß eine Wassermelone als sich ein Mann mit einem Ausruf näherte, der das Wort „Trans“ enthielt. Stoffels erwiderte kein Deutsch zu sprechen woraufhin der Mann entgegnete „Ich werde dir durch deinen Kopf schießen“.

    Auf einem hochgeladenen Video ist dann der Mann zu sehen, der Stoffels etwas zuruft, sich umdreht und sich ein paar Schritte entfernt. Stoffels fragt dann was sein Problem sei. Infolgedessen bleibt der Täter stehen, dreht sich um, zieht sein T-Shirt vor Mund und Nase und zückt eine Pistole, die er auf Stoffels richtet. Stoffels schreit auf und ergreift die Flucht. Später steht auf  Stoffels Instagram-Kanal geschrieben: „Jemand hat eine Pistole auf mich gerichtet… Es ist verdammt nochmal nicht sicher in Berlin für Queers!!“. Mittlerweile ist der Post jedoch gelöscht.

    Anschließend brachte Stoffels den Vorfall direkt zur Anzeige. Wie der Tagesspiegel berichtet, habe sich der Täter am Donnerstag in Begleitung einer 25-jährigen die ebenfalls anwesend war der Polizei gestellt. Nach einer erkennungsdienstlichen Behandlung wurde er jedoch wieder entlassen.

    Am heutigen Samstag soll um 14 Uhr an der Luftbrücke in Berlin eine Demonstration gegen LGBTI+ feindlichkeit stattfinden.

    Kein Einzelfall

    Dieser Fall ist natürlich leider kein Einzelfall. Seit 2001 ist die Anzahl der polizeilich erfassten Delikte gegen die sexuelle Orientierung in Deutschland stark gestiegen. So wurden im Jahr 2020 578 Delikte gegen die sexuelle Orientierung polizeilich erfasst, 114 davon waren Gewaltdelikte. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Dunkelziffer weitaus höher ist, insbesondere an verbalen Beschimpfungen und/oder Erniedrigungen.

    Gewalttaten gegen Lesben, Schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen steigen um 36%

    Der bundesweit erste Monitoring-Bericht zu homo- und transphober Gewalt aus Berlin aus dem Jahr 2020 zeigt, dass die Mehrheit der Täter: innen (68,2%) von Übergriffen gegen die sexuelle Orientierung oder Identität einer Person ihr Opfer, wie in dem aktuellen Übergriff an Toto Stoffels, zufällig auswähle und keine vorherige Bekanntschaft bestünde. 70% der Übergriffe in Berlin würden sich gegen ein einzelnes Opfer richten, 91,5% der Tatverdächtigen zwischen 2010 und 2018 seien männlich.

    Auch der Jahresbericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes aus dem Jahr 2021 verdeutlicht den Anstieg an Diskriminierungsdelikten. So gab es mit 6.383 Anfragen den bisher größten Anstieg an Beratungsanfragen seit 2007.

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