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Freitag, März 29, 2024
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    Großbritannien: Mehr als die Hälfte der Tankstellen ohne Benzin

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    Die Versorgungskrise in Großbritannien spitzt sich weiter zu, während es dort, wo es möglich ist, zu Panikkäufen kommt. Grund für die fehlende Versorgung mit Treibstoff ist der Mangel an LKW-Fahrer:innen. Viele haben infolge des Brexits das Land verlassen. Premierminister Johnson schlägt den Einsatz der Armee vor, doch die Regierung ist zerstritten.

    Lange Schlangen vor den Zapfsäulen prägen aktuell das Tagesgeschehen auf der Insel. Grund dafür ist die anhaltende Benzin-Krise, die sich aktuell noch weiter zuspitzt. Mittlerweile gibt der Verband der unabhängigen Tankstellen an, dass 50-90% aller Tankstellen keinen Treibstoff mehr zur Verfügung haben.

    Dabei liegt die Knappheit nicht etwa an einem angespannten Ölpreis, sondern an dem Fachkräftemangel in Großbritannien. Dem Königreich fehlen nach Schätzungen rund 100.000 LKW-Fahrer:innen, die den Treibstoff zu den Tankstellen liefern können. Darüber hinaus wird die Knappheit auch in den örtlichen Supermärkten spürbar, wenn auch noch nicht so stark wie bei den Tankstellen.

    Seit dem Brexit haben rund 25.000 LKW-Fahrer:innen Großbritannien verlassen und sind in ihre Heimat zurückgekehrt, viele davon nach Osteuropa. Das verstärkte den Mangel an Fachkräften und die dauerhafte Überarbeitung der Fahrer:innen im Land. Außerdem sind im vergangenen Jahr wegen der Pandemie wesentlich weniger Fahrstunden und Prüfungen absolviert worden, was den Fachkräftemangel noch weiter verschärft.

    Einsatz des Militärs wahrscheinlich

    Premierminister Boris Johnson erwägt nun die Armee zur Bewältigung der Krise einzusetzen. Die Operation Escalin soll mehrere Hundert Soldat:innen als LKW-Fahrer:innen einsetzen, um die aktuelle Krise ein wenig abzumildern. Dazu wurden Kartellgesetze außer Kraft gesetzt, die die Zusammenarbeit der staatlichen Stellen mit den Ölkonzernen und Tankstellen vereinfachen sollen und bis zu 80 Reserve-Tanker der staatlichen Flotte eingesetzt werden.

    Eine weitere Maßnahme beschloss die Regierung bereits vergangene Woche. Diese sieht vor Arbeitsvisa für rund 5.000 Fahrer:innen auszustellen, die möglichst schnell ins Land kommen sollen.

    Der Bürgermeister von London, Sadiq Khan, forderte die Regierung auf die Armee „schnellstmöglich“ einzusetzen. Dazu sagte er, dass Arbeiter:innen in wichtigen Betrieben Priorität an der Zapfsäule bekommen sollen. Dafür sollen manche Tankstellen als Notfalltankstellen eingeplant werden.

    Mittlerweile melden sich auch Lehrkräfte und medizinisches Personal zu Wort. Während die Pandemiemaßnahmen derzeit wieder Präsenzunterricht zulassen und die meisten Arzttermine auch in Präsenz stattfinden, würden jetzt viele wieder auf digitale Kommunikation wechseln. Es gibt Berichte von Lehrerinnen und Lehrern, die mit dem Taxi zur Schule kommen mussten, weil sie ihr eigenes Auto nicht tanken konnten.

    In mehreren Praxen wird nun auch wieder auf die Online-Sprechstunde gesetzt. Diesmal allerdings nicht wegen des Infektionsrisikos, sondern um sich die Anfahrt zur Praxis zu sparen.

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