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      Mutmaßlicher Rechtsterrorist kandidierte für die CDU

      Bei der Durchsuchung wegen eines Waffendelikts stolperten die Ermittler:innen über rund 600 selbstgebaute Kleinsprengsätze und mehrere Spreng- und Brandvorrichtungen bei dem 20 jährigen Marvin E.. Wenige Monate zuvor noch kandidierte er für die kommunale CDU in Spangenberg. Die Festnahme geschah zwei Wochen vor der Bundestagswahl und wurde kürzlich erst öffentlich gemacht. Im Zuge dessen werfen Kritiker:innen der CDU und dem hessischen Innenminister Peter Beuth (CDU) Vertuschung vor.

      Bereits seit dem 13. September sitzt Marvin E. nun in Untersuchungshaft. Gegen den Auszubildenden wird wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat sowie wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft in Frankfurt mit und bestätigte damit eine hr-Recherche.

      Bei den Ermittlungen wegen eines Waffendeliktes durchsuchten die Ermittler:innen die Wohnung des Beschuldigten. Dabei stießen sie auf eine Vielzahl von Sprengstoffvorrichtungen, darunter rund 600 Kleinsprengsätze, die allem Anschein nach selbst hergestellt worden sind. Darüber hinaus stellten sie mehrere Spreng- und Brandsätze sicher, die für verschiedene Bombenanschläge genutzt werden können, wie etwa Brief- oder Paketbomben.

      Bei den Ermittlungen stießen die Behörden auch auf ein rechtsradikales, rassistisches Manifest, das mutmaßlich von Marvin E. stammt. Darin offenbare er seine rechtsradikale Ideologie und rufe zum „totalen Rassenkrieg“ auf.

      CDU wusste vermutlich seit September von der Festnahme

      Besonders schockierend ist auch der Umgang der Christdemokraten mit dem Terrorfall in den eigenen Reihen. Inzwischen hat sie das Foto des mutmaßlichen Rechtsterroristen von ihrer Website genommen. Im Internet kursiert allerdings noch die offizielle Wahlwerbung für die Kommunalwahl im März 2021. Unter dem Porträt des damals 19-Jährigen ist noch der Slogan zu lesen: „Die CDU in Spangenberg … weil wir hier Zuhause sind“. Für den Ortsbeirat wählte ihn die CDU auf Listenplatz 4.

      Sein Vater gibt sich in Interviews schockiert und beteuert, er habe von all dem nichts gewusst. In die selbe Kerbe schlägt auch die Partei. So äußerte sich Jörg Lange, Vorsitzender der CDU-Fraktion Spangenberg: „Wir können den Leuten nur vor den Kopf gucken!“

      Die örtliche CDU wusste allerdings bereits im September von der Festnahme. Genauso ist davon auszugehen, dass das Innenministerium informiert wurde. An dessen Spitze steht in Hessen Peter Beuth, ebenfalls CDU. Nun werfen einige Kritiker:innen dem Innenminister und seiner Partei Vertuschung vor. Hätte man nämlich das Auffliegen eines mutmaßlichen Rechtsterroristen in den eigenen Reihen kurz vor der Bundestagswahl publik gemacht, hätte sich das womöglich negativ auf den Wahlkampf der CDU ausgewirkt.

      Verbindungen zu anderen Neonazis unklar

      Bisher ist noch nicht geklärt, wie der 20-Jährige an den Sprengstoff kam und wie er sich radikalisierte. Sein Vater sprach von rechten Chats, in denen sich der junge Auszubildende aufgehalten haben soll. Ob es darüber hinaus auch Verbindungen in die lokale Neonazi-Szene gibt, ist noch nicht auszuschließen.

      Die Region, in der der beschuldigte Martin E., wohnt, ist bereits in der Vergangenheit durch eine extrem gewaltbereite faschistische Bewegung aufgefallen. Etwa 40 Kilometer von Spangenberg liegt Wolfhagen-Istha, wo vor rund zwei Jahren der damalige Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke(CDU) von einem Neonazi per Kopfschuss ermordet wurde.

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