`
Dienstag, Oktober 15, 2024
More

    „Amazon wird uns nicht gehen lassen“ – nun sind sechs Arbeiter:innen tot

    Teilen

    Rund 30 Tornados haben am Freitag eine Schneise der Verwüstung in den USA hinterlassen. In einem Warenlager des Handelsriesen Amazon mussten die Arbeiter:innen trotz der Warnungen weiterarbeiten. Nun sind sechs von ihnen tot – eine Liebeserklärung erreichte einen von ihnen nicht mehr.

    Am Freitagabend ist das Dach eines Amazon-Gebäudes in der US-Kleinstadt Edwardsville im Bundesstaat Illinois eingestürzt. Zuvor hatte ein Tornado das Lagerhaus getroffen. Nach und nach wurden immer mehr Menschen aus den Trümmern geborgen, mittlerweile stieg die Zahl der Toten auf sechs der Arbeiter:innen.

    In den sozialen Medien verbreitet sich derweil der Chat-Verlauf zwischen dem Amazon-Arbeiter Larry Virden und seiner Freundin: Gegen 8:22 schreibt er, dass er „nach dem Sturm“ nach Hause käme, denn „Amazon wird uns nicht gehen lassen“. Seine Freundin antwortet darauf, dass es bei ihr gewittern würde. Eine halbe Stunde später fragt sie nochmal, wie es ihm gehe und schreibt ihm, dass sie ihn liebe. Zu diesem Zeitpunkt war der vierfache Vater Larry Virden bereits unter dem Amazon-Dach begraben.

    Die erste öffentliche Erklärung von Jeff Bezos nach dem Unglück war jedoch nicht etwa eine Stellungnahme zu dem Fall. Stattdessen postete er auf Instagram ein Foto von Blue-Origin-Raumfahrt-Passagieren. Erst einige Stunden später sprach er die Katastrophe an und bezeichnete sie als „tragisch“.

    Mittlerweile hat die US-Arbeitsschutzbehörde “Occupational Safety and Health Administration” eine Untersuchung des tödlichen Lagereinsturzes eingeleitet.

    „Arbeitsmorde“

    Gewerkschaftsorganisationen zeigten sich bestürzt: “Während Naturkatastrophen nicht kontrollierbar sind, sind Amazons Bereitschafts- und Sicherheitsprotokolle sehr wohl kontrollierbar”, erklärten die “Warehouse Workers for Justice”, ein Zusammenschluss, der sich für die Organisation der Amazon-Beschäftigten in Illinois einsetzt.

    Tödliche Arbeitsunfälle werden von Gewerkschaften oftmals als „Arbeitsmorde“ bezeichnet, da sie Ausdruck mangelnder Sicherheitsvorkehrungen seien. Tatsächlich finden diese aber nicht nur in den USA statt, sondern auch in Deutschland.

    So starben im Jahr 2018 insgesamt 730 Arbeiter:innen während ihrer Arbeit. Im Jahr 2020 nahm diese Zahl durch die Corona-Pandemie zwar ab, jedoch sollen noch immer 397 Menschen ums Leben gekommen sein. Allein in der Bau-Branche starben 97 Arbeiter:innen – sie stürzten ab, wurden verschüttet, oder erschlagen.

    Abgestürzt, verschüttet, erschlagen – 97 Bauarbeiter:innen starben allein letztes Jahr bei Arbeitsunfällen

    Mehr lesen

    Perspektive Online
    direkt auf dein Handy!

    Weitere News