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Mittwoch, April 17, 2024
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    Ermittlungen gegen Ex-KSK Soldaten eingestellt – trotz enger Beziehungen in die rechtsterroristische Szene

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    Die Ermittlungen gegen den Ex-KSK Soldaten Matthias D. wurden eingestellt. Im Herbst 2020 wurde der Soldat wegen des Verdachts der „Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“ in Mecklenburg-Vorpommern festgenommen.

    Die Einstellung des Verfahrens gegen Matthias D. bestätigte nun ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Rostock auf Anfrage von NDR und WDR. Über Monate hinweg war der Soldat akribisch durch den Militärischen Abschirmdienst (MAD) beobachtet worden. Dabei wurde mehr als nur ein Kontakt in die rechtsterroristische Szene festgestellt. Matthias D. bestreitet alle Vorwürfe gegen sich.

    Kontakte zu Neonazis

    Der Soldat, der an zahlreichen geheimen Kommando-Operationen in Deutschland beteiligt war, ist in der Kampfsportszene aktiv. Dort bietet er auch Trainings an und hat dort auch den Faschisten Tom S. trainiert. Tom S. kommt aus dem Umfeld der 2016 verbotenen „Weißen Wölfe Terrorcrew“.

    Diese faschistische Gruppierung griff systematisch Migrant:innen und Linke an. 2015 zum Beispiel verübten sie mit Pyrotechnik einen Anschlag auf ein Geflüchtetenheim in Bamberg. 2013 griffen sie mit Feuerwerkskörpern und Steinen eine linke Demonstration an. Sebastian S., der auch Teil der Gruppierung war, sagte rundheraus: „Ich bin überzeugter Nationalsozialist. Ich bin Rassist. Ich bin Antisemit. Ich lebe dafür“.

    Kontakte zur Sicherheitsfirma „Asgaard“

    Das ist aber nicht der einzige Kontakt des Soldaten Matthias D. in die rechte Szene. Noch im Juli 2020 hat er ein Treffen des Sicherheitsunternehmens „Asgaard“ in Hamm besucht. Die Firma steht momentan selbst im Fokus von Ermittlungen. Dem Magazin Kontraste und dem Spiegel liegen aus dem Jahr 2017 Videoaufnahmen aus dem Asgaard-Hauptquartier vor. Dort ist ganz deutlich eine Reichskriegsflagge zusehen, eine Zeichnung eines Wehrmachtssoldaten und die aus der NS-Zeit stammende Parole „Klagt nicht, kämpft!“. Die Firma beschäftigte auch aktive und ehemalige Polizeibeamte und Soldaten.

    Bei dem einzelnen Treffen zwischen Matthias D. und der Sicherheitsfirma blieb es aber nicht. Monate später begleitete der Soldat einen Geschäftsmann aus dem Asgaard-Umfeld in den Libanon und den Irak. Dafür bezahlt wurde er nach eigener Aussage nicht.

    Ermittlungen eingestellt

    Trotz der offensichtlichen Kontakte in die rechtsterroristische Szene gab die Staatsanwaltschaft Rostock nun bekannt, dass sich die Vorwürfe nicht erhärten ließen. Die einzigen Maßnahmen, die noch gegen ihn laufen, sind ein möglicher Strafbefehl wegen des Besitzes von Anabolika und einige disziplinarrechtliche Maßnahmen bei der Bundeswehr.

    Dieser Fall ist nicht das erste Mal, dass Soldaten der Bundeswehr auffällig enge Kontakte zu der rechtsterroristischen Szene haben. Durch Waffendepots, Todeslisten und Schießtrainings sind rechte Netzwerke – besonders innerhalb des KSK – immer wieder aufgefallen.

    Auch die Straffreiheit für rechte Soldaten ist nichts Neues. So gab es im Frühjahr 2020 für rund 400 Soldaten der Eliteeinheit die Möglichkeit, gestohlene Munition- und Kriegsgerät anonym zurückzugeben und das, „ohne negative Konsequenzen für die entsprechenden Soldaten“ befürchten zu müssen, wie es in einem internen Protokoll hieß.

    Zwar wird der Soldat Matthias D. weiterhin beobachet, viel zu erhoffen ist davon aber nicht. Die Einstellung solcher Verfahren und eine Straffreiheit gibt den Faschist:innen immer wieder neuen Rückenwind und die Möglichkeit, ihre rechten Netzwerke weiter auszubauen und zu vergrößern.

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