Nachdem die MV Werften am Montag Insolenz anmeldeten, zog nun auch eine weitere Werft die Reißleine. Insgesamt sind derzeit 2.200 Beschäftigte existenziell bedroht. Während sich das Kapital zurückzieht, reagieren die Gewerkschaften geschockt und die Politik mit Wunschvorstellungen.
Nachdem perspektive-online.net am Montag darüber berichtete, dass die „MV Werften“ nach dem Willen des Mutterkonzerns „Genting HongKong“ von der Schließung bedroht seien, meldeten sie ein paar Stunden später für den kommenden Montag Insolvenz an. Ähnlich geht es jetzt auch dem Tochterunternehmen „Lloyd Werft“ in Bremerhaven.
MV-Werften bedroht: Staat und Kapital schieben sich gegenseitig Verantwortung zu
Allein in den MV Werften sind 1.900 Arbeitsplätze bedroht. In Bremerhaven sind es 300. Derzeit versuchen Insolvenzverwalter, das Ruder herumzureißen, doch die Lage ist mehr als schlecht.
Politiker wie Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) versuchen, den Kurs zu ändern und möchten die Werten attraktiv für die Energiewende machen. In den Werften sollen nach der Wunschvorstellung dann Plattformen für Windenergie auf dem Meer entstehen. Doch hierzu benötigt es in Zeiten der Wirtschaftskrise auch Käufer.
Trotz Arbeit keine Beschäftigung
In den Schiffbau-Standorten Rostock, Wismar, Stralsund und Bremerhaven wurde sich bisher vor allem auf den Bau von Kreuzfahrtschiffen für den asiatischen Markt konzentriert. Durch die Corona-Pandemie erlebt die Kreuzfahrtbranche derzeit ein Tief, sodass auch keine neuen Kreuzer gebaut werden müssen. Die Beschäftigten hatten daher trotz Arbeit seit Monaten keine Beschäftigung. In der Werft in Wismar steht sogar das fast fertig gebaute Kreuzfahrtschiff „Global One“ herum, für das es derzeit keinen Käufer gibt.
„Die Werftarbeiter sind extrem enttäuscht“, sagt Stefan Schad von der IG Metall. Doch für die Gewerkschaft kam dieser Schritt nicht von heute auf morgen: Schon im Dezember zeigte sich die Gewerkschaft um das Personal der MV-Werften besorgt und befürchtete einen größeren Personalabbau.
Leidtragende sind nun die rund 2.200 Arbeiter:innen, die seit Monaten Tag für Tag auf Arbeit fuhren, um dort keine Arbeit zu haben, und dabei zusehen mussten, wie die Geschäftsetage um ihre Zukunft verhandelte. Zu guter Letzt werden sie nun doch entlassen und in eine ungewisse Zukunft geschickt.