In Brüssel findet der EU-Afrika-Gipfel statt. Die Verhandlungen wurden schon im Vorfeld von der Weigerung der EU überschattet, ihren Überfluss an Corona-Impfstoffen effektiv zu teilen.
Nachdem er zuvor mit Verweis auf die Pandemie mehrmals um letztlich 16 Monate verschoben wurde, beginnt heute in Brüssel der EU-Afrika-Gipfel, bei dem Vertreter der EU mit Staats- und Regierungschefs aus Afrika zusammenkommen.
Von afrikanischer Seite war im Vorfeld des Gipfels bereits deutliche Kritik an der globalen Impfstoffverteilung und der Unterversorgung der afrikanischen Bevölkerung geäußert worden. Auch auf dem nun stattfindenden Gipfel dürfte dies ein zentrales Thema sein.
Der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa etwa hatte bereits im Dezember über die EU gesagt: „Sie haben Impfstoffe gehortet, sie haben mehr Impfstoffe bestellt, als ihre Bevölkerungen benötigen. Die Gier, die sie an den Tag legen ist enttäuschend, besonders wenn man beachtet, dass sie sich als unsere Partner bezeichnen. Denn unsere Leben in Afrika sind genauso wichtig wie die in Europa, Nordamerika und überall sonst.“
Viele afrikanische Staaten fordern eine Freigabe der Impfstoffpatente, um eine kostengünstigere eigene Produktion zu ermöglichen. Die EU will nach wie vor von diesem Vorschlag nichts wissen. Mittlerweile werden weltweit die meisten Impfstoffe aus der EU exportiert.
Die daraus resultierenden Zahlen sprechen für sich: Weniger als 12 Prozent der afrikanischen Bevölkerung sind vollständig geimpft, in der EU sind es im Durchschnitt 71 Prozent der Bevölkerung.
Auch bei dem sogenannten „Technologietransfer“ gibt es bisher wenig Bewegung, die größten Impfstoffhersteller haben bisher keine Anstalten gemacht, afrikanische Unternehmen in den ganzen Produktionsprozess einzubeziehen. Diese seien, wenn überhaupt, mit dem letzten Schritt der Produktionskette betraut worden: Dem Abfüllen des Impfstoffes.
Den Gipfel nahm auch ein Bündnis aus verschiedenen Organisationen, unter anderem Oxfam und der UN-Organisation UNAIDS zum Anlass, die Impfstoff-Politik der EU anzuprangern. Es kritisierte, dass die Preisgestaltung der Imfpstoffe allein den Pharmaunternehmen überlassen werde, die sich ausschließlich an der Profit-Maximierung orientierten.
Auch komme sogar viel Impfstoff, der gar nicht genutzt werde, nicht etwa in abhängigen Ländern an, sondern werde schlicht vernichtet. Im Februar standen 30 Millionen Dosen, die von europäischen Staaten nach Afrika geschickt wurden, 55 Millionen Dosen gegenüber, die bis Ende Februar vernichtet sein werden.