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Freitag, März 29, 2024
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    Netzkonzern Ericsson: Schmiergelder für den Islamischen Staat

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    Der schwedische Mobilfunkkonzern “Ericsson” soll in Ländern auf der ganzen Welt umfassend bestochen haben. Das Schmiergeld soll unter anderem auch an die Terrormiliz „Islamischer Staat“ geflossen sein.

    Laut Recherche zahlreicher internationaler Medien soll das Unternehmen weltweit Politiker:innen in mehreren Ländern bestochen haben, um an gewinnbringende Aufträge zu gelangen. Es wurden teure Geschenke oder auch Zahlungen in Millionenhöhe an Entscheider:innen verteilt, so dass diese Ericsson bei der Auswahl bevorzugten.

    Auch im Irak baute das Unternehmen Mobilfunknetze mithilfe von lokalen Subunternehmen auf. Innerhalb von 7 Jahren wurden dadurch rund zwei Milliarden Dollar Nettoumsatz erwirtschaftet. Um in dieses Geschäft zu kommen, wurden irakische Offizielle mit hohen Summen von Geld bestochen.

    Geschäfte trotz IS-Invasion

    Besonders brisant an der Recherche ist, dass die Bestechung auch dann nicht aufhörte, als der Islamische Staat (IS) mehr und mehr Einfluss im Irak gewann. Als zum Beispiel die Terrormiliz 2014 die Stadt Mossul einnahm, entschieden ranghohe Manager:innen bei Ericsson, dass die Aktivitäten des Unternehmens weitergehen müssten. Es hätte schließlich „das Geschäft zerstört“, wenn die Produktion in dem Land eingestellt worden wäre, so zitiert der Ermittlungsbericht das Ericsson-Management im Irak zu dieser Zeit.

    Arbeiter:innen gekidnappt

    Diese Entscheidung hatte für die Arbeiter:innen im Irak weitreichende Konsequenzen: Die Terrormiliz nahm Arbeiter:innen des Unternehmens in Gefangenschaft und forderte Geld für die Aktivitäten in Mossul. Zwar ist nicht bewiesen, ob dieses Geld bezahlt wurde, jedoch wurden die Gefangenen kurz darauf ohne Gründe wieder freigelassen, was für ein Nachgeben des Unternehmens spricht.

    Ein irakischer Arbeiter, der vom IS gekidnappt wurde, bezeichnete Ericsson als hauptverantwortlich für die Entführungen. „Nicht einmal einen Tag […]“ hätte der Mobilfunkkonzern die Produktion unterbrechen wollen, auch als das Leben der Arbeiter:innen massiv gefährdet war.

    Unternehmen wählte Route durch IS-Gebiet

    Darüber hinaus soll das Unternehmen aus Profitgründen einen Transportweg durch IS-Gebiete gewählt haben. Der „legale“ Weg über die Gebiete der irakischen Regierung hätte zu viel Zeit gekostet, weshalb sich das Unternehmen dafür entschied, einen sogenannten „Speedway“ durch das von der Terrormiliz besetzte Gebiet zu bevorzugen.

    Hier floss erneut Geld in die Hände der islamistischen Fundamentalisten, denn um diese Route nehmen zu können, musste ein Wegegeld an den IS entrichtet werden. In dem Bericht wird dieses daran erkennbar, dass es Fahrten mit „erhöhten Kosten“ gab, welche vermutlich direkt in die Taschen des IS flossen.

    Wiederholungstäter

    Das Unternehmen fiel bereits mehrfach mit unsauberen Geschäften auf: Bereits 2019 wurden Ericsson unlautere Geschäftspraktiken in mehreren Ländern vorgeworfen. Kritiker:innen betonen allerdings, dass ein solches Vorgehen durchaus üblich für Monopole im Kapitalismus sei:

    Deren imperialistische Interessen führten seit jeher dazu, dass Geschäfte auch in Ländern gemacht würden, in denen unter anderem faschistische oder extrem fundamentalistische Strukturen daran verdienen. Es sei wichtig, dass derlei Vorgehen nicht allein in die Verantwortung eines einzelnen Unternehmens gelegt werde, das nun dabei erwischt wurde, sondern die Bedingungen zu analysieren, die Monopolunternehmen zu solchen Methoden überhaupt befähigen und dazu anspornen.

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