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Freitag, März 29, 2024
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    „Suisse Secrets“: Schweizer Bank als Dienstleister für illegale Finanzströme?

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    Aus einem Daten-Leak bei der Schweizer Bank “Credit Suisse” geht hervor, das dort über viele Jahre korrupte Politiker:innen und verurteilte Kriminelle ihr Geld auf Konten lagern konnten.

    Die riesige Menge an Daten wurde vor einiger Zeit durch einen Whistleblower an die Süddeutsche Zeitung geschickt. Nun sind die Auswertungen da, die zeigen, dass die Credit Suisse scheinbar kein Problem damit hat, wenn Kriminelle dort ihr Geld lagern. Das Daten-Leak umfasst rund 18.000 Konten, auf denen mehr als 100 Milliarden US-Dollar Vermögenswerte eingezahlt waren. Die Daten umfassen den Zeitraum von den 1940er Jahren bis ins Jahr 2010. In dieser Zeit konnten einige korrupte Politiker:innen von Rang und Namen, diverse Geheimdienstchefs und bestechliche Konzernmanager:innen ihr Geld horten. Auch Teile der organisierten Kriminalität scheinen mit der Bank verwickelt zu sein.

    Neue Erkenntnisse in dem Siemens Schmiergeldskandal

    Die Credit Suisse ist die zweitgrößte Bank der Welt, bereits im Jahr 2006/2007 geriet sie ins Rampenlicht. Damals kam der bis dahin größte Schmiergeldskandal in Deutschland zutage. Der Konzern Siemens hatte über Jahre hinweg Politiker:innen und Beamt:innen auf der ganzen Welt Geld zukommen lassen, um so an lukrative Aufträge zu kommen. Eduard Seidel, der damalige Chef von Siemens in Nigeria hatte bei der Credit Suisse Geld in Höhe eines zweistelligen Milliardenbetrags gebunkert. Das neue Daten-Leak zeigt nun, dass der Konzern noch viel mehr Geld dort gelagert hatte, als man damals fand. Insgesamt hatte er zeitweise sechs Konten bei der Credit Suisse bzw. bei einer Tochterfirma.

    Kriminelle durften auch nach Verurteilung Konten eröffnen

    Rodoljub R. ist z.B. wegen illegaler Finanz- und Ölgeschäfte verurteilt und wird beschuldigt, eine bedeutende Rolle im internationalen Kokainhandel zu spielen. Dennoch durfte er bei der Bank noch nach der Verurteilung ein Konto eröffnen. In den Daten finden sich auch Konten von mutmaßlichen Geldwäscher:innen, Menschenhändler:innen und dem umstrittenen Chef des jordanischen Geheimdienstes wieder. Bei solchen Informationen liegt es nahe, dass es sich um kein punktuelles „Totalversagen“ der Bank handelt, sondern bewusste und systematische Geschäftspraxis ist: schließlich konnte die Bank mit solchen Kund:innen ihrerseits große Profite erzielen.

    Geht man in der Zeit noch einige Jahre weiter zurück, findet man heraus, dass die Bank auch vormals kein unbeschriebenes Blatt war: Im Jahr 2020 fand ein Forscher in Argentinien eine Liste mit Namen von 12.000 Nazi-Anhänger:innen. Aus diesen Listen geht hervor, dass in den 1930er und 1940er Jahren viele Nazis bei der Vorgängerin der Credit Suisse, der “Schweizerischen Kreditanstalt”, Geld versteckt hatten. Aus der Kreditanstalt ging 1997 dann die Credit Suisse hervor. Man geht davon aus, dass die Gelder, die damals dort verborgen wurden, aus dem Raub an Juden und Jüdinnen stammen. Verbündete der Nazis haben die Gelder dann über Argentinien in die Schweiz umgeleitet. Die Summe belief sich auf sage und schreibe 33 Milliarden Euro.

    Credit Suisse beteuert eigene Unschuld

    Die Bank selber bleibt dabei, dass sie sich keiner Schuld bewusst sei und stets nach den geltenden Gesetzen gehandelt habe. Es sei absurd anzunehmen, dass die Credit Suisse illegale Geschäfte tolerieren oder unterstützen würde, so die Bank.

    Die veröffentlichten Daten deuten jedoch daraufhin, dass die Bank scheinbar kein Problem damit hatte, mit Verbrechern Geschäfte zu machen. Nach Schweizer Gesetzen dürfte sich die Bank damit strafbar gemacht haben, da Schweizer Geldinstitute keine Gelder, die aus kriminellen Geschäften stammen könnten, annehmen dürfen. Zudem müssen sie sogar melden, wenn sich bei Kund:innen ein Verdacht ergibt, dass ihr Vermögen aus Straftaten stammen könnte. Auch für ausländische Politiker:innen und ihre Familien gelten strenge Regeln. Da hier die Gefahr von Korruption besteht, müssen die Banken die Herkunft der Gelder besonders gründlich prüfen.

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