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Samstag, April 20, 2024
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    Auch in Russland explodieren die Preise

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    In vielen Ländern auf der Welt hat die Teuerung der Lebensmittelpreise in den letzten Monaten ohnehin enorm an Fahrt aufgenommen. Der Krieg in der Ukraine und die wirtschaftlichen Vergeltungsmaßnahmen des Westens haben diese Tendenz aber noch verschärft.

    In Deutschland scheinen die Spritpreise nun zwischenzeitlich ein Plateau erreicht zu haben, das jedoch für die allermeisten Menschen in diesem Land die außerdem bestehenden ökonomischen Probleme enorm verschärfen wird. Genau wie explodierende Strom- und Heizkosten sind Spritkosten – spätestens wenn Produkte an die Endverbraucher:innen geliefert werden – einer der Preisfaktoren, der von Unternehmen auf den Preis umgeschlagen wird.

    Hierzulande liegt allein die offizielle Inflation von Februar (also vor Kriegsbeginn) bei 5,1%. Es kann wohl als sicher gelten, dass dieser Wert im März und April weiter ansteigen wird, und dabei noch nicht einmal adäquat die tatsächliche Preissteigerung im typischen Warenkorb eines durchschnittlichen Arbeiter:innenhaushalts wiedergibt.

    Explodierende Lebensmittelkosten in Russland

    Nicht nur in Deutschland wird der Lebensstandard der Arbeiter:innen in Geiselhaft für Wirtschaftskriegsmaßnahmen genommen. Auch in Russland explodieren Berichten zufolge die Lebensmittelpreise enorm. So zeigen offizielle Zahlen, dass die Kosten für einige Grundnahrungsmittel wie Zucker in der vergangenen Woche um bis zu 14% gestiegen sind.

    Der Wechselkurs des Rubel ist seit dem Angriff auf die Ukraine und den westlichen Sanktionen enorm im Wert gefallen. Allein in diesem Jahr hat der Wert der russischen Währung Einbußen von 22% hinnehmen müssen.

    Am Mittwoch teilte das russische Wirtschaftsministerium mit, dass die Inflation im Vergleich zum Vorjahr in der Woche bis zum 18. März um 14,5% gestiegen sei – der höchste Stand seit Ende 2015.

    Konkret seien unter anderem die Kosten für Zucker in einigen Regionen des Landes um 37,1% gestiegen. An zweiter Stelle standen die Preise für Zwiebeln, die landesweit um 13,7% und in einigen Regionen um 40,4% stiegen. Unterdessen verteuerten sich Windeln um 4,4%. Die Kosten für schwarzen Tee stiegen um 4%, und Toilettenpapier verteuerte sich um 3 %.

    Diese rapiden Preissteigerungen im Laufe nur einer Woche stellen offensichtlich die Teuerung in Deutschland noch weit in den Schatten und könnten für den russischen Überfall auf die Ukraine zu einem weiteren innenpolitischen Problem werden, wenn die russische Arbeiter:innenklasse nicht mehr bereit ist zu akzeptieren, für den imperialistischen Überfall auf ihre Nachbarn auch noch mit einem implodierenden Lebensstandard zu zahlen.

    Putins Gegenmaßnahmen bereiten deutschen Politiker:innen Kopfzerbrechen

    Abzuwarten bleibt jedoch, ob sich diese Entwicklung so fortsetzt. Als Reaktion auf die Sanktionen des Westens und das Einfrieren russischer Vermögenswerte im Ausland hat der russische Präsident Putin gestern angekündigt, von “unfreundlichen Staaten” (gemeint sind hier im wesentlichen die EU und die USA) nur noch Rubel als Zahlungsmittel für russische Gas- und Öllieferungen zu akzeptieren.

    Gerade Deutschland rechnet weiterhin stark mit Gaslieferungen aus Russland, und sowohl Politiker:innen als auch Wirtschaftsexpert:innen sind sich keinesfalls einig, ob die deutsche Wirtschaft einen Boykott sämtlicher russischer Energieträger verkraften könnte.

    Der russische Schritt zwingt nun aber zu einer Entscheidung: entweder die eigenen Sanktionsmaßnahmen brechen und sich Rubel bei russischen Banken beschaffen oder eben vollständig auf russisches Gas verzichten, mit allen negativen Folgewirkungen für Wirtschaft und Arbeiter:innenklasse.

    Der Rubel jedenfalls ist als Ergebnis der russischen Ankündigung, nur noch Rubel als Zahlungsmittel für solche Käufe zu akzeptieren, spontan stark im Wert gestiegen.

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