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Samstag, April 20, 2024
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    Bundeswehr erwartet Guerillakrieg in der Ukraine

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    Der Krieg in der Ukraine ist nun fast eine Woche im Gange, und wie es typisch für Kriege ist, ist es schwierig, an verlässliche Informationen zu kommen.

    Eine für Kriege eher untypische Besonderheit in der bisherigen Informationspolitik Russlands ist, dass Russland bisher relativ wenig über militärische Erfolge berichtet hat. Ganz anders die ukrainische Seite: Hier werden auch kleinere Erfolge offenbar für enorm wichtig gehalten, um die Moral der eigenen, materiell weiter unterlegenen Armee zu erhalten.

    In den sozialen Medien kursieren auch vermehrt falsch zugeordnete Video-Schnipsel und sogar kurze Ausschnitte aus Videospielen mit enorm realistischer Grafik. Hieraus ergibt sich bisher durchaus der Eindruck, als ob die russische Operation ein massiver Misserfolg sei.

    Viel spricht aber eher dafür, dass das reale Verhältnis von Erfolg und Misserfolg auf beiden Seiten nicht ganz so einseitig ist. Russland scheint vielmehr deshalb wenig über den Krieg zu berichten, um die ohnehin wenig kriegsbegeisterte eigene Bevölkerung nicht gegen die Invasion im Nachbarland aufzubringen. Offiziell wird in Russland noch immer von einer “Sonderoperation” zur Sicherung der Volksrepubliken Lugansk und Donesk gesprochen.

    Intensivere Kämpfe stehen bevor

    Klar ist, dass die russische Armee offenbar weiterhin aus verschiedenen Richtungen vorrückt. Sie bemüht sich offenbar, eine Landverbindung zwischen der Halbinsel Krim und den sogenannten Volksrepubliken Lugansk und Donesk herzustellen.

    Die ukrainische Küstenregion dazwischen greift sie momentan aus zwei Richtungen an. Zuletzt gab es widersprüchliche Meldungen dazu, ob die Städte Mariupol und Cherson schon in russischer Hand sind oder nicht.

    Auch andere Großstädte sind weiter im Visier der russischen Angreifer. So hat sich der Beschuss auf Charkiw offenbar intensiviert und eine kilometerlange Militärkolonne ist auf dem Weg zur Hauptstadt Kiew.

    Deutsche Militärs erwarten Guerillakrieg

    Auch wenn das Socken von Nachschub und andere logistische Probleme offenbar den Vormarsch der russischen Truppen verlangsamen, sind sich nahezu alle militärischen Experten einig, dass die reguläre ukrainische Armee früher oder später der stärkeren russischen Armee unterliegen wird.

    Die Kämpfe um die größten Städte der Ukraine dürften jedoch einen noch höheren Blutzoll fordern, als es der Krieg bisher ohnehin schon tat. So erwarten deutsche Militärexperten in Interviews harte Kämpfe im urbanen Gebiet.

    Die dort bestehenden Möglichkeiten für die ukrainischen Verteidiger gleichen andere materielle Nachteile teilweise aus. Unter anderem mit den von Deutschland und anderen NATO-Ländern gelieferten Panzerabwehrwaffen ist eine effektive Verteidigung gegen viele der russischen Panzermodelle möglich.

    Hinzu kommt vermutlich, dass auch die russische Regierung kein Interesse daran haben dürfte, unnötig viele Zivilist:innen zu töten. Dies würde das ohnehin äußert gewagte Projekt, die überfallene Ukraine nach Kriegsende politisch wieder enger an Russland zu binden, zusätzlich erschweren – und würde das Vorrücken für die Invasoren naturgemäß nicht einfacher machen.

    Unterm Strich bleibt schließlich noch die Frage bestehen, welches Ziel westliche Militärs mit ihren Waffenlieferungen verfolgen, wenn sie zugleich der Ukraine jede realistische Chance, sich dauerhaft gegen Russland zu halten, absprechen.

    Auch die Gefahr, durch immer mehr Waffenlieferungen faktisch zur Kriegspartei zu werden, wurde von einem ehemaligen deutschen Brigade-General in einem ZDF-Interview angesprochen, er warnte vor dem daraus resultierenden Eskalationspotential.

     

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