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Freitag, April 19, 2024
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    CDU will Thälmann-Denkmal in Berlin einschmelzen

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    In Berlin hat in dieser Woche ein Vorstoß der Pankower CDU für Furore gesorgt: Sie möchte die große Thälmann-Büste im Prenzlauer Berg einschmelzen. Dabei handelt es sich nur um einen von vielen Angriffen auf Denkmäler des antifaschistischen Widerstands.

    Den meisten Berliner:innen ist das Thälmann-Denkmal ein Begriff. Im April 1986 wurde die Statue des KPD-Vorsitzenden im Prenzlauer Berg an der Greifswalder Straße enthüllt.

    Vier Jahre später annektierte die Bundesrepublik die DDR. Spätestens seitdem wurden immer wieder Abrissforderungen laut. Zwei Stelen, eine mit einem Zitat Ernst Thälmanns und eine mit einem Zitat des DDR-Bürokraten Honecker, wurden dabei schon recht schnell entfernt.

    Reaktion auf den Krieg oder Angriff auf revolutionäres Gedenken?

    Nun hat die CDU in Pankow einen neuen Anlauf gewagt, um das Andenken an den antifaschistischen Widerstandskämpfer und Arbeiter anzugreifen.

    Am Mittwoch schlug sie in der Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vor, die Thälmann-Büste abzureißen. Unterstützung erhielt sie dabei von den Grünen. Die BVV hat die Abstimmung über den Vorschlag nun bis zu ihrer nächsten Sitzung im Mai vertagt.

    Begründet hatte die CDU ihren Vorschlag mit der Lage in der Ukraine. So sei die Thälmannbüste ein Ausdruck russischen Großmachstrebens. Zudem stehe sie auf ukrainischem Granit. Teil des Vorschlags ist es, die Büste einzuschmelzen und mit dem Erlös des Materials Hilfsarbeiten in der Ukraine zu unterstützen.

    David Paul, CDU-Verordneter aus dem Pankower Ortsteil Prenzlauer Berg, meint dazu: „Es ist bedenklich, dass wir im Herzen Berlins einen Menschen ehren, der ein Antidemokrat war“.

    So wird Ernst Thälmann zum Verbrecher gemacht. Ausgeklammert wird dabei, dass er für eine Demokratie der Mehrheit der Gesellschaft, für die sozialistische Rätedemokratie kämpfte und zudem als Vorsitzender der KPD eine der führenden Personen innerhalb der aktivsten Kraft im Widerstand gegen den Faschismus war. Auch dass er im KZ Buchenwald ermordet wurde, scheint die CDU wenig zu interessieren.

    Nicht der einzige Angriff

    Der Vorstoß der CDU ist nicht der einzige Angriff auf Denkmäler der Arbeiter:innenbewegung und des antifaschistischen Widerstands. So wurden sowjetische Ehrenmale an verschiedenen Orten in der Hauptstadt geschändet. Auf dem Ehrenmal in Hohenschönhausen wurde der Schriftzug „Mörder“ über einer Darstellung sowjetischer Soldaten angebracht.

    Aktionen wie diese werden dann in einen scheinbaren Zusammenhang mit dem derzeitigen Krieg in der Ukraine gebracht und in ihrer Bedeutung als Angriffe auf ein Gedenken an den antifaschistischen Widerstand heruntergespielt.

    Das Gleiche gilt für einen rechtsterroristischen Brandanschlag auf eine russische Schule in Marzahn-Hellersdorf, der von der linksliberalen Zeitung taz mit der geschmacklosen Überschrift „Aus Protest gegen den Krieg?“ überschrieben wurde.

    Antifaschist:innen empört

    Organisationen aus der antifaschistischen und kommunistischen Bewegung zeigten sich empört über den Vorstoß der CDU, das Thälmann-Denkmal einzuschmelzen.

    So rief die “North East Antifa” (NEA) dazu auf, die BVV-Sitzung kritisch zu begleiten. Die “Kommunistische Jugend” bezeichnete den Antrag in den Sozialen Medien als „Angriff auf revolutionäre Kultur“.  Und auch die “Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend” verfasste einen Beitrag zum Thema.

    Die Entscheidung über das Thälmann-Denkmal wurde nun erst einmal vertagt. Aber die Umdeutung Ernst Thälmanns von einem kommunistischen und antifaschistischen Arbeiter:innenführer zu einem „Verbrecher“ und „Antidemokraten“ geht weiter. So plant das Bezirksamt Pankow eine dementsprechende „künstlerische Kommentierung“ des Denkmals.

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