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Samstag, April 20, 2024
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    IW-Umfrage: Industrie und Bauwirtschaft droht eine Rezession – Dienstleistungssektor erwartet Aufschwung

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    Die deutsche Wirtschaft ist noch immer nicht auf dem Produktionsniveau von vor Beginn der Wirtschaftskrise 2019/2020 angekommen. Mittlerweile trüben sich die Aussichten für deutsche Unternehmen zudem durch die Kriegsentwicklung ein. In Industrie und Bauwirtschaft droht laut dem kapitalnahen Institut „IW“ eine Rezession, im Dienstleistungsbereich erwarte man jedoch durch die Corona-Öffnungen einen Aufschwung.

    Das kapitalnahe „Institut der deutschen Wirtschaft“ (IW) hat in einer Studie festgestellt, dass sich die wirtschaftlichen Aussichten in Deutschland stark eintrüben. Die Liste der Probleme der deutschen Wirtschaft sei lang: „Die Preise – besonders für Energie – steigen weiter, China schottet ganze Metropolen von der Außenwelt ab, hohe Infektionszahlen sorgen für Personalausfälle, und immer noch kommen wichtige Lieferungen mit großer Verspätung an oder bleiben ganz aus. Und der Krieg in der Ukraine sorgt für zusätzliche Unsicherheiten“, heißt es dazu in der Studie. Waren die Wachstumserwartungen für 2022 Anfang des Jahres noch zuversichtlich, kühle der Krieg sie jetzt deutlich ab. Das sei das Ergebnis der IW-Konjunkturumfrage, für die fast 3.000 Unternehmen zwischen Anfang März und Mitte April befragt wurden.

    Industrie und Bauwirtschaft im Abwärtstrend

    Besonders kritisch sei die Lage in der Bauwirtschaft. Nur noch gut 30 Prozent der Unternehmen in der Bauwirtschaft rechnen mit einer Produktionszunahme im Jahr 2022. Hier stieg die Zahl der Pessimisten seit Herbst vergangenen Jahres um sieben Prozentpunkte und hält sich mit der Zahl der positiv eingestellten Unternehmen fast die Waage. Mehr Baufirmen rechnen außerdem mit sinkenden Investitionen.

    Hinzu kommt, dass die Branche weiterhin mit Materialengpässen zu kämpfen hat. Dies hat sich auch in den Baukosten von neuen Wohnungen niedergeschlagen. Diese sind im Februar 2022 gegenüber dem Vorjahr um 14,3% gestiegen – so viel wie seit 50 Jahren nicht mehr. Die Auswirkungen dieser Teuerungen wird sich in Zukunft in weiter steigenden Mieten zeigen.

    Neubau um fast 15% teurer als vor einem Jahr – das werden Mieter:innen massiv spüren

    In der Industrie sind derweil 28% der Unternehmen pessimistisch gestimmt – doppelt so viele wie im November 2021. Die Optimisten bleiben mit 37% zwar laut Studie weiterhin dominierend, die Industrie befinde sich aber „nahe an der Rezession“, so das IW. Besonders die hohen Energiepreise, die zuletzt durch den Krieg weiter gestiegen sind, machten der Industrie zu schaffen. Hinzu komme die Angst vor zusätzlichen Material- und Lieferschwierigkeiten.

    Im Widerspruch dazu steht, dass deutsche Unternehmen – darunter viele aus der Industrie – in diesem Jahr soviel Dividende ausschütten wollen wie nie zuvor. Somit könnte die Einschätzung durch das IW auch dazu dienen, von der deutschen Politik noch mehr Staatshilfe zu verlangen. Diese hatte zuletzt bereits zugesagt, 5 Milliarden Euro Energiekostenzuschuss für die Wirtschaft zu zahlen.

    Einen Stimmungsaufschwung gibt es derweil im Dienstleistungssektor. Hier haben laut Umfrage die Optimisten mit fast 50% weiter die Oberhand. Viele Unternehmen erleben durch das Ende der Corona-Einschränkungen bessere Geschäfte. Sie erwarten, dass Bundesbürger etwaiges, in der Pandemie angespartes, Geld nun ausgeben. Die überwiegende Mehrheit rechnet sogar mit steigenden Investitionen und zunehmender Beschäftigung.

    So viel wie nie zuvor: Deutsche Aktiengesellschaften werden 70.000.000.000 € an Dividenden an Aktionär:innen ausschütten

    Trotz all der Belastungen durch den Krieg und die Pandemie bleibt bei knapp 40% der Unternehmen die Erwartung, dass sich das Jahr noch “zum Besseren” wende.

    Dazu passt auch die Gesamteinschätzung: „Die optimistischen Produktionserwartungen der Unternehmen in Deutschland lassen insgesamt nicht auf eine Beschäftigungs- und Investitionskrise schließen“, so IW-Konjunkturexperte Michael Grömling. „Angesichts einer sich abrupt ändernden geopolitischen Lage kann sich die Stimmung der Unternehmen jedoch schnell ändern.“

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