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Freitag, April 19, 2024
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    Tarifrunde in Eisen- und Stahlindustrie: IG Metall will nicht für Inflationsausgleich kämpfen

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    Mitte Mai beginnen die Tarifverhandlungen zwischen Kapital und IG Metall in der Eisen- und Stahlindustrie. Auch wenn die genauen Forderungen noch nicht feststehen, so hat die Gewerkschaft bereits deutlich gemacht, noch nicht einmal für einen vollen Ausgleich der Inflation kämpfen zu wollen.

    Der Stahlproduzent “Salzgitter” hat im ersten Halbjahr 2021 den höchsten Gewinn seit 13 Jahren eingefahren – und diesen auch als Dividende an seine Aktionär:innen ausgeschüttet. Auch der Stahlkonzern “thyssenkrupp steel” schrieb schwarze Zahlen. Zugleich findet ein massiver Reallohnverlust der Arbeiter:innen statt, denn derzeit liegt die Inflationsrate bei 7,3%, während die Löhne (noch) nicht gestiegen sind.

    Eigentlich Grund genug, als Gewerkschaften in den anstehenden Tarifverhandlungen deutliche Lohnerhöhungen in der Eisen- und Stahlindustrie zu fordern. Am 13. Mai geht es im Nordwesten los, im Osten am 17. Mai 2022. Die Tarifverträge in der Stahlindustrie Saar laufen länger, bis zum 31. August. Daher beginnt die Tarifrunde dort zeitversetzt.

    IG Metall ohne Forderung nach Inflationsausgleich

    Mit welcher konkreten Forderung die Gewerkschaft “IG Metall” in die Verhandlungen gehen wird, wollen die gewählten Tarifkommissionen am 26. April beschließen. Doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Gewerkschaftsvertreter:innen bereits vor Beginn der Verhandlungen mit ihren Forderungen der Unternehmensseite entgegen kommen möchte.

    Die Diskussion zeige, „dass es zentral darum gehen wird, in der Tabelle die Entgelte zu erhöhen“, erklärte Birgit Dietze, Bezirksleiterin der IG Metall in Berlin, Brandenburg und Sachsen und Verhandlungsführerin in der ostdeutschen Stahlindustrie laut einer Pressemitteilung der IG Metall.

    Doch wie hoch die Steigerungen aussehen sollen, dazu hält sich die Gewerkschaft bedeckt. Deutlich wird jedoch, dass sie noch nicht einmal die Inflation ausgleichen sollen. „Eine Inflationsrate, die wegen des Kriegs explodiert, können wir nicht allein mit einer Tariferhöhung bewältigen“, erklärte dazu Knut Giesler, IG Metall-Bezirksleiter in Nordrhein-Westfalen und Verhandlungsführer für die nordwestdeutsche Stahlindustrie.

    Politik soll mehr entlasten

    Anstatt höhere Lohnforderungen aufzustellen fordert die IG Metall stattdessen noch mehr “Entlastungen” von der Politik. Das Problem dabei: die kapitalistische Politik entlastet oftmals über staatliche Zuschüsse. Da der Staatshaushalt sich jedoch im wesentlichen aus den Steuern, die von den Arbeiter:innen bezahlt werden, zusammensetzt, handelt es sich oftmals um nichts anderes als um eine Umverteilungspolitik innerhalb der Arbeiter:innenklasse. Die einzige “sichere” Umverteilung von der Kapitalseite hin zu den Arbeiter:innen bestünde darin, die Löhne steigen zu lassen, während die Gewinne, welche die Kapitalseite an ihre Aktionär:innen ausschüttet, sinken.

    Nicht alle Arbeiter:innen scheinen den aktuellen Diskussionskurs innerhalb der IG-Metall zu teilen. So erklärte Uwe Jahn von der Schmiedewerke Gröditz: „Unsere Kolleginnen und Kollegen erwarten einen spürbaren tabellenwirksamen Reallohnzuwachs“. Zumindest derzeit sieht es nicht so aus, als ob die IG Metall dafür kämpfen will.

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