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Freitag, März 29, 2024
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    Türkei startet Bodenoffensive gegen kurdische Gebiete im Irak – Spontan-Demos angekündigt

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    Die Türkei nutzt die Kriegssituation in der Ukraine, um selbst an anderer Stelle eine Bodenoffensive gegen die kurdische nationale Befreiungsorganisation PKK im Norden Iraks zu starten. Die Invasion in das Nachbarland wird mit Angriffen von Artillerie, Jets, Helikoptern und Drohnen unterstützt. Für heute Nachmittag ruft der kurdische Dachverband deshalb in bisher 18 deutschen Städten zu Spontan-Demonstrationen gegen die Attacken auf.

    Die türkische Regierung von Recep Tayyip Erdoğan hat nach Angaben des türkischen Verteidigungsministeriums eine große, grenzüberschreitende Militäroffensive begonnen. Diese richte sich nach eigenen Angaben gegen Kämpfer:innen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Nordirak – also den südkurdischen Gebieten.

    Die Operation läuft unter den Namen “Claw-Lock” und beinhaltet umfangreiche Luftangriffe mit Jets, Hubschraubern und Drohnen sowie einen Bodenangriff von Kommando-Truppen. Das kündigte Verteidigungsminister Hulusi Akar am Montagmorgen in einer Videoansprache an. Bisher ist unklar, wie viele Truppen und militärische Ausrüstung an der Operation beteiligt sind.

    „Unser Kampf wird fortgesetzt, bis der letzte Terrorist neutralisiert ist“, erklärte derweil der türkische Verteidigungsminister. “Wir sind entschlossen, unsere edle Nation vor dem Schrecken des Unglücks zu retten, der unser Land seit 40 Jahren heimsucht.”

    Die Türkei bezeichnet die PKK als Terrororganisation und ihre Kämpfer:innen als „Terroristen“. Diese wiederum sieht sich selbst als kämpfende Organisation für die Freiheit Kurdistans, einem Gebiet, das sich über die Staaten Irak, Iran, Türkei und Syrien erstreckt.

    Bombardements über Zap, Metîna und Avaşîn

    Die türkische Regierung behauptet, man habe bereits mehrere Bunker, Tunnel und Munitionsdepots sowie militärische Hauptquartiere der kurdischen Organisation PKK in den nordirakischen Grenzgebieten Zap, Metîna und Avaşîn erfolgreich zerstört, bevor ihre Bodentruppen in den Nachbarstaat einrückten.

    Die Angriffe wurden von den kurdischen Guerilla-Einheiten HPG (Volksverteidigungseinheiten) weitgehend bestätigt, die konkreten Zerstörungen jedoch nicht. Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) teilt dazu mit: „Die Gebiete werden massiv bombardiert, es wird versucht, Soldaten aus Hubschraubern abzusetzen. Der Angriff auf die Zap-Region geht nicht vom Norden [Nordkurdistan/Türkei] aus, sondern aus dem Süden [Südkurdistan/Nordirak], die Flüge erfolgen […] über Şîladizê.“

    Kurdische Autonomieregierung im Irak scheint mit Türkei zu kooperieren

    Berichten zufolge sollen auch Peshmerga-Einheiten der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK) auf der Seite der türkischen Armee an der Offensive teilnehmen. Die mit der Türkei kollaborierende südkurdische Regierungspartei PDK verlegt aktuell große Truppenkontingente ins Kampfgebiet am Kuro Jahro, wo es weiterhin zu heftigen Gefechten zwischen dem türkischen Militär und den HPG kommt, wie das kurdische Informationsbüro Civaca Azad mitteilte.

    Erst am vergangenen Freitag hatte der Ministerpräsident der kurdischen Autonomieregion, Masrour Barzanî, den türkischen Staatspräsidenten Erdoğan besucht. Bei dieser Zusammenkunft soll die aktuelle Militäroffensive der Türkei zentrales Gesprächsthema gewesen sein.

    KON-MED kündigt Spontan-Proteste in Deutschland an

    Der Dachverband kurdischer Vereinigungen in Deutschland, “KON-MED”, kündigt aufgrund der neuen türkischen Militäroffensive Demonstrationen im gesamten Bundesgebiet an. „Die türkische Regierung versucht mit ihrem Krieg, die kurdische Bevölkerung zu vertreiben und strebt eine dauerhafte Besatzung und Annexion der Region an“, erklärt Zübeyde Zümrüt, Ko-Vorsitzende von KON-MED.

    Die Angriffe der Türkei seien völkerrechtswidrig und verletzten die Souveränität des Iraks. Dies habe der wissenschaftliche Dienst des Bundestags bereits bei den Angriffen der Türkei auf Nord- und Ostsyrien im Jahr 2019 festgestellt.

    Bisher sind Proteste in 18 Städten ab Montagnachmittag geplant. Die Liste von Protestaktionen kann hier eingesehen werden.

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