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    Das war der revolutionäre 1. Mai 2022

    In ganz Deutschland sind am 1. Mai hunderttausende Menschen auf die Straße gegangen. Trotz Krieg und Teuerungen hatte der DGB unter dem zahmen Motto “Zukunft GeMAInsam gestalten” aufgerufen. Mehrfach kam es bei ihren Aktionen zu Störaktionen gegen SPD-Politiker. Zudem traten Zehntausende bei zahlreichen revolutionären 1. Mai-Demonstrationen für eine Welt jenseits des Kapitalismus ein.

    In Berlin begann der 1. Mai mit der Demonstration des Deutschen Gewerkschaftsbundes, an dem mehrere tausend Personen teilnahmen. Bei der anschließenden Abschlusskundgebung kam es zu Sprechchören gegen den Auftritt der amtierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), die derzeit versucht, die Umsetzung des Volksentscheids zur Enteignung großer Wohnungskonzerne zu verhindern.

    Zudem flog ein Ei, als sich Giffey für den Einsatz der Polizei zum 1. Mai bedankte. Auch wenn das Ei mit Regenschirmeinsatz von einem ihrer Leibwächter abgewehrt werden konnte, wurde die Rede abgebrochen. Der DGB solidarisierte sich anschließend mit der SPD-Politikerin.

    Am Abend konnte dann die traditionelle revolutionäre 1. Mai-Demo stattfinden, zu der nach Angaben der Veranstalter 20.000 Menschen kamen. Pressesprecherin Aicha Jamal erklärte zum Verlauf der Demonstration: „Mit unserer heutigen Demonstration haben wir ein starkes Zeichen gegen imperialistischen Krieg und für die internationale Solidarität der Arbeiter:innenklasse gesetzt.“

    Zugleich sei die Demonstration mehrfach angegriffen und abgefilmt worden. Trotz dieser Aggressionen der Berliner Polizei hätte die Demonstration jedoch kraftvoll bis zum Oranienplatz ziehen können. Dort habe die Polizei „bewusst die Eskalation gesucht, weil sie das starke Zeichen der Solidarität unserer Demonstration nicht einfach so stehen lassen konnte.“ So war der Frontblock in diesem Jahr insbesondere von migrantischen Arbeiter:innen gestellt worden. Laut Polizeiangaben wurden bei Auseinandersetzungen insgesamt 37 Personen festgenommen, sie sprach dennoch später vom „friedlichsten 1. Mai seit Jahrzehnten“ in Berlin.

    In Hamburg nahmen nach DGB-Angaben etwa 7.000 Personen am Demozug teil, der von der U-Bahn-Station Osterstraße hin zum Fischmarkt/Landungsbrücken lief. Im Anschluss fand eine weitere Demonstration unter dem Motto „Wir können uns die Reichen nicht mehr leisten“ statt, die an der Elb-Philharmonie startete und bis zur Warburg-Bank lief. Sie wies auf den extremen Reichtum in Hamburg hin, während gleichzeitig breite Teile der Arbeiter:innen verarmen.

    Um 16 Uhr begann die revolutionäre 1. Mai-Demonstration, bei der es thematische Blöcke zu den Themen Antifa und Pflege, Antimilitarismus und Klassenkampf gab. Die Demonstration, die zu Beginn in Sechserreihen loszog, konnte bis zum Ende mit rund 1.500 Personen durchgeführt werden. Die spätere 700 Personen starke Demonstration des anarchistischen Bündnis „Schwarz-Roter 1. Mai“ wurde nach dem Zünden von Pyrotechnik jedoch massiv angegriffen und durfte erst nach dem Ablegen der Pyrotechnik weiterziehen.

    Nachdem sich in Frankfurt vormittags bereits rund 6.000 Personen an der Demonstration des DGB beteiligt hatten, kamen abends noch einmal 3.000 Personen zur revolutionären 1.Mai-Demonstration. Diese zog unter dem Motto “Gemeinsam kämpfen gegen Krieg und Kapitalismus – international für Solidarität und Klassenkampf” vom Willy-Brandt-Platz über die Konstablerwache und den Zoo und endete schließlich in Bornheim Mitte.

    Die Demonstration startete um 18 Uhr mit einer Kundgebung, auf welcher verschiedene revolutionäre Gruppen und Organisationen in Redebeiträgen über Ausbeutung, Auswirkungen der Pandemie, Kriege, Militarisierung und Aufrüstung sowie über schlechte Löhne und die Folgen der Inflation sprachen. Anschließend blieb es trotz des Einsatzes von Farbtöpfen und Pyrotechnik ruhig, da die Polizei die Demonstration – im Vergleich zum letzten Jahr – nicht angriff.

    Im Anschluss an die DGB-Demonstration, zu der 3.000 Menschen angemeldet waren, fand auch in Stuttgart wieder eine traditionelle revolutionäre 1. Mai-Demonstration statt. Auch hier standen die Teuerungen und der Krieg im Vordergrund der Kritik, während das Frontbanner die Aufschrift „Klassenkampf, Revolution und Sozialismus“ trug. Während der Demonstration von rund 800 Personen wurde nicht nur Pyrotechnik gezündet, sondern auch eine Polizeikette durchbrochen, als das Ordnungsamt die Demonstration von der angemeldeten Route abbringen wollte.

    In München kam es auf der DGB-Demonstration zu einer Störaktion gegen OB Dieter Reiter: Aktivist:innen aus der Gewerkschaftsjugend und anderen linken Zusammenhängen hielten ein 20 Meter langes Transparent vor das Podium. Es trug die Aufschrift „OB Reiter = Arbeitgeber. Runter von der Bühne!“. Sie machten klar, dass ein Arbeitgeber, der die Streiks in den städtischen Betrieben vergangenes Jahr als „verantwortungslos“ betitelte, nichts auf der Bühne des 1. Mai zu suchen habe.

    Im Anschluss zog ein bunter Demonstrationszug mit über 1.000 Teilnehmer:innen vom Rindermarkt nach Giesing. Nach einer kurzen Zwischenkundgebung an der Silberhornstraße kam es zu massiven Angriffen der Polizei auf den Demonstrationszug. Sie versuchte, ein allgemeines Verbot zum Tragen der mitgebrachten Transparente durchzusetzen, was sich die Teilnehmer:innen der Demo allerdings nicht gefallen ließen. Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit einigen Verletzten konnte die Demonstration allerdings lautstark und kämpferisch zu Ende gehen.

    In Nürnberg demonstrierten unter dem Motto „Als Klasse kämpfen – Raus zum Revolutionären 1. Mai“ über 2.500 Menschen für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung. Unüberhörbar und kämpferisch zog die Demo vom Petra-Kelly Platz über die Südstadt nach Gostenhof. Die Polizei störte den geregelten Ablauf der Demonstration, als sie diese wegen Seitentransparenten für mehrere Minuten stoppte.

    In Leipzig gab es neben der DGB-Demonstration gleich zwei revolutionäre 1. Mai Demonstrationen, an der sich zusammen über 1.000 Personen beteiligt haben.

    In Nordrhein-Westfalen fand am Vorabend des 1. Mai eine revolutionäre Demonstration mit rund 300 Personen in Duisburg statt. Am 1. Mai selbst kam es außerdem zu klassenkämpferischen Blöcken bei den DGB-Demonstrationen, unter anderem in Köln, Wuppertal und im Ruhrgebiet.

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