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Freitag, April 19, 2024
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    IG-Metall organisiert Reallohnverlust für Stahlarbeiter – trotz sprudelnder Gewinne der Konzerne

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    Erneut hat eine DGB-Gewerkschaft einen Tarifvertrag in einer wichtigen Branche abgeschlossen, der für die Arbeiter:innen einen Verlust ihrer realen Kaufkraft bedeutet. Bei einer Inflationserwartung von mehr als 7 Prozent allein für dieses Jahr erhalten die Arbeiter:innen der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie gerade mal 6,5 Prozent mehr Lohn in den nächsten 18 Monaten. Dabei sprudeln die Gewinne in der Stahlindustrie.

    Die Stahl- und Eisenindustrie hat noch immer einen hohen gewerkschaftlichen Organisationsgrad – doch dieser wurde in der aktuellen Verhandlungsrunde im Nordwesten kaum ausgespielt. Nach gerade einmal einer Warnstreik-Runde Anfang Juni hat die IG Metall in den Verhandlungen mit dem Kapitalverband am Ende nun dessen Angebot zugestimmt.

    Dieses sieht vor, dass die Tabellenentgelte um 6,5 Prozent ab August steigen. Für die Monate Juni und Juli wurde eine einmalige Zahlung von 500 Euro vereinbart, die Auszubildenden erhalten 200 Euro. Die Laufzeit des Tarifvertrages beträgt 18 Monate und endet am 30. November 2023.

    „Das ist die höchste prozentuale Erhöhung in der Stahlindustrie seit 30 Jahren“, freut sich Knut Giesler, IG Metall-Bezirksleiter in NRW und Verhandlungsführer. Was er nicht erwähnt: die Inflation ist derzeit auf dem höchsten Stand seid 50 Jahren. Lag die Inflationsrate im Mai bereits bei 7,9 Prozent Teuerungen im Vergleich zum Vorjahr, wird für das gesamte Jahr 2022 bereits jetzt mit einer Inflation von insgesamt mehr als 7 Prozent gerechnet – und es dürften noch mehr werden.

    Da der Tarifvertrag über 18 Monate läuft, können also die Arbeiter:innen in der Stahlindustrie damit rechnen, dass ihre Kaufkraft sinkt. Die IG-Metall hat damit faktisch eine Lohnsenkung verhandelt. Schon in den letzten drei Jahren hatte es keine tabellenwirksamen Lohnsteigerungen gegeben.

    Dem gegenüber stehen satte Gewinne in der Stahl- und Eisen-Industrie: So trug die Stahlsparte wesentlich dazu bei, dass sich beim Thyssenkrupp-Konzern im ersten Quartal seines Geschäftsjahres 2020/21 der operative Gewinn fast verfünffachte. Auf das Jahr soll der operative Gewinn auf 1,5 bis 1,8 Milliarden Euro von zuletzt 796 Millionen Euro klettern. Auch der Konzern AcelorMittal verbuchte im letzten Jahr einen Rekordgewinn von fast 15 Milliarden Dollar.

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