Die Verteuerung von Konsumgütern bricht immer neue Rekorde. Fast die Hälfte der Bevölkerung gibt in einer Umfrage an, dass sie sich deshalb im Alltag „stark oder sehr stark“ einschränken muss. Währenddessen warnen Verbraucherschützer:innen vor Tricks von Industrie und Handel, um Preiserhöhungen zu verschleiern. Häufig würden Konzerne etwa die Packungsinhalte verringern.
Die Verteuerung von Konsumgütern in Deutschland geht immer weiter. Im Mai schätzte das Statistische Bundesamt die durchschnittliche Warenteuerung auf einen neuen Höchstwert von 7,9 Prozent. Solche Werte hat es hierzulande zuletzt während der Ölkrise 1973/74 gegeben. Die geschätzte Teuerung lag damit auch noch höher als von den meisten bürgerlichen Ökonom:innen erwartet worden war.
Mit der Verteuerung von Waren des täglichen Bedarfs sinken auch die Reallöhne der Arbeiter:innenklasse in Deutschland. Diese sind nach offiziellen Statistiken im ersten Quartal 2022 um 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr gefallen.
Fast die Hälfte der Bevölkerung gibt nun in einer Umfrage an, dass sie sich infolge der Teuerung im Alltag „stark oder sehr stark“ begrenzen müsse. Dies betreffe laut ARD DeutschlandTrend 47 Prozent der Menschen im Land. In Ostdeutschland stellen 59 Prozent der Bevölkerung fest, dass sie sich stark einschränken müssen. Bei Haushalten mit geringem Einkommen liegt dieser Wert sogar bei 77 Prozent. Die steigenden Preise werden auch immer mehr zum bestimmenden Thema bei alltäglichen Gesprächen am Arbeitsplatz, im Supermarkt und auf der Straße.
Jetzt warnen Verbraucherschutzorganisationen davor, dass Industrie und Handel mit Tricksereien weitere, versteckte Preiserhöhungen durchsetzen könnten. So erklärt ein Mitarbeiter der Verbraucherzentrale Hamburg, der Handel habe ein großes Interesse daran, dass der Preis auf dem Preisschild gleich bleibe. Stattdessen würden Preissteigerungen häufig durch eine Verringerung der Menge durchgesetzt, die sich von einem Produkt in der Packung befindet.
In Zeiten wie jetzt, da die Preise ohnehin stark steigen, würden Industrie- und Handelsunternehmen solche Tricksereien zusätzlich zur direkten Erhöhung der Preise anwenden, um deren tatsächliches Ausmaß zu verschleiern. Damit käme es also zu doppelten Preiserhöhungen. Der Hamburger Verbraucherschutz hat kürzlich etwa das Katzenfutter „Sheba Filets Natürliches Huhn“ des Mars-Konzerns zur „Mogelpackung des Monats“ erklärt. Der Hersteller habe hier sowohl die Verpackung leicht verändert, die Menge des Inhalts um ein Viertel reduziert als auch den Preis direkt erhöht. Die tatsächliche Preiserhöhung habe damit bei 69 Prozent gelegen.
Industrie und Handel würden bei solchen Methoden in der Praxis eng miteinander kooperieren. Allein bei der Verbraucherzentrale Hamburg sind im vergangenen Jahr 3.000 Beschwerden über derartige doppelte Preiserhöhungen eingegangen. Für Jahresende rechnen die Verbraucherschützer:innen mit einer weiteren Welle von Füllmengen-Reduktionen. Die Industrie benötige nämlich ungefähr ein halbes Jahr, um unter anderem Verpackungen und Preisschilder neu auszulegen.