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Freitag, März 29, 2024
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    Inflation in anderen Ländern: „Wir ernähren uns derzeit von Gurken“

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    In Deutschland explodieren die Preise. Ständig kümmern sich die bürgerlichen Medien um das nationale Gefüge zwischen Gaspreisen und hilfloser Politik, gelegentlich werfen sie auch einen Blick auf die Armut, die sich daraus ergibt. Ein Blick über den Tellerrand – auf internationaler Ebene – zeigt deutlich: Mit dieser Situation sind wir bei weitem nicht allein.

    In einem internationalen Vergleich kommen – was die Inflationsrate angeht – die Arbeiter:innen in China (+2,5%) und Japan (+2,4%) nach offizieller Statistik fast noch mit einem blauen Auge davon. Ansonsten liegen lediglich Israel und Indonesien mit ihren steigenden Inflationsraten noch knapp unter 5%.

    In Chile (+12,4%), Brasilien (+11,8%), Mexiko (+7,9%), Kanada (+8,1%), Südafrika (+6,0%) und den USA (+9,0%) hat die Teuerung dagegen im Vergleich zum Juni 2021 einen deutlichen Sprung nach oben gemacht.

    Die Inflation dieser Länder zeigt vor allem eine Sache, die häufig vergessen wird: Die Wirtschaftskrise kam nicht durch Corona, sondern Corona verschärfte die Weltwirtschaftskrise aus dem Jahr 2019.

    Als zweites müssen wir sehen, dass die aufgezählten Länder nicht so abhängig vom russischen Gas sind wie Europa. Demzufolge kann nur davon gesprochen werden, dass der russische Angriffskrieg die Inflation in Deutschland zwar nach oben getrieben hat, er allerdings nicht ausschlaggebend für diese Krise ist.

    Estland (+21,8 %), Lettland (+19,3 %), Litauen (+21,0 %), Tschechien (+17,2 %), Polen (+15,6 %) sind ebenfalls hart von den steigenden Preisen betroffen. All dies sind Länder, in denen das Nationaleinkommen vergleichsweise gering ist und daher die Arbeiter:innen besonders zu leiden haben.

    „Wir ernähren uns derzeit von Gurken. Gurken sind regionale und saisonale Produkte und somit preiswert. Das spart Geld. Vor allem die Milchpreise sind explodiert. Doch auch die Strompreise steigen enorm. Viele Menschen haben zudem Angst vor dem Herbst und Winter, weil sich hier die Heizkosten fast verdoppelt haben“, sagt ein lettischer Korrespondent gegenüber Perspektive.

    Spitzenreiter der Negativrangliste in Sachen Teuerung bleibt weiterhin die Türkei mit einer offiziellen Inflationsrate von 78,6%, Expert:innen gehen jedoch von faktisch noch deutlich höheren Teuerungen aus. Schon vor Pandemiebeginn lag hier die Inflation bei circa 30%. „Ich weiß nicht, woher die Zahlen zur Inflation kommen. Ich glaube, die rechnen da auch Tennisbälle mit in die Statistik rein. Ich weiß nur, dass ich derzeit für meinen Einkauf dreimal so viel zahle wie früher. Wir müssen hier jeden Lira zweimal umdrehen“, schimpft ein türkischer Korrespondent gegenüber unserer Zeitung.

    Dieser kleine Ausflug in die internationale Inflationsstatistiken zeigt vor allem Eines: Weltweit haben die Arbeiter:innen zu leiden und es geht noch weiter. Laut einer ersten Prognose der Online-Plattform Statistik-Portal wird die Inflation dieses Jahr weiter steigen.

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