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    Dortmund: Hunderte gehen nach Polizeimord an 16-Jährigem auf die Straße

    Am Montag wurde der 16-jährige Mohammed D. von der Polizei ermordet. Das Vorgehen der Polizei zeigt wieder einmal, dass die Menschen in diesem Land vor der Institution Polizei nicht sicher sind, am wenigsten dann, wenn sie Hilfe benötigen.

    Am Montag sei Mohammed D. mit einem Messer zwischen seiner Jugendhilfeeinrichtung und der nächsten Kirche unterwegs gewesen. Ein Betreuer der Jugendhilfeeinrichtung verständigte daraufhin die Polizei.

    Diese rückte um 16:25 Uhr mit elf Beamt:innen an, dabei verwendete sie Reizgas und Elektroschocker. Danach folgten sechs Schüsse auf Mohammed. Hervorzuheben ist dabei, dass die Polizeibeamt:innen außerhalb des Innenhofs standen, in dem sich Mohammed befand – sie waren durch einen 1,70 Meter hohen Zaun von ihrem Opfer getrennt.

    Er verstarb nach Presseangaben daraufhin im Krankenhaus bei der Notoperation. Jedoch kursieren auch Gerüchte, zu einer Notoperation sei es gar nicht mehr gekommen. Man habe lediglich erfolglos versucht, Mohammed zu reanimieren.

    Das sind die nüchternen Fakten zu dem Mord. Betrachtet man sich allerdings die Details, stellen sich vermehrt Fragen, das Verhalten der Polizei ist bis heute unerklärlich: Warum setzte sie brutalste Gewalt und augenscheinlich ihr ganzes Waffenarsenal gegen den jungen Senegalesen ein?

    Sechs Schüsse – fünf trafen

    Zuerst versprühte die Polizei Reizgas und setzte danach den Elektroschocker (Taser) ein. Nachdem Mohammed mit Reizgas und Tasern malträtiert wurde, schoss ein Polizist mit einer Maschinenpistole, Typ MP5, sechsmal auf ihn. Fünf Schüsse prasselten auf seinen Oberkörper ein. Sie trafen ihn am Jochbein, Unterarm, Bauch und zweimal in die Schulter – das blutige und viel zu frühe Ende von Mohammeds Leben.

    Klar ist bislang jedenfalls, dass die Polizei nicht aufklärte, was der getötete Jugendliche mit dem Messer eigentlich vorhatte, bevor sie schoss. Verbreitet wird jedenfalls die Vermutung, dass er möglicherweise vorhatte, sich das Leben zu nehmen.

    Gegenüber einem Journalisten des RTL äußerten sich Anwohner:innen zu dem Vorfall. Sie beklagten, dass die Schikanen durch die Polizei in der Dortmunder Nordstadt in letzter Zeit immer heftiger geworden seien. Ein Anwohner beschrieb den Vorfall wie folgt: „Der Junge hat Angst bekommen, der wusste nicht was abgeht, und dann haben die geschossen.“

    Kundgebung und Spontan-Demonstration als Antwort

    Auch fand schon am gestrigen Dienstag in Dortmund spontan eine Kundgebung mit rund 500 Menschen statt. Viele Anwohner:innen ergriffen spontan das Wort und berichteten, dass rassistische Übergriffe durch Beamt:innen der Nordstadt-Wache in Dortmund regelmäßiger Alltag seien.

    Die Wache Nord hatte es erst vor wenigen Wochen in die Schlagzeilen mehrerer Medien geschafft, weil gleich mehrere Frauen sich über Polizeigewalt und sexistische Demütigungen, die von den Beamten der Wache gegen sie verübt worden seien, beschwerten.

    Kurze Zeit später entlud sich die Wut ebenfalls bei einem spontanen Protest. Der Aufzug bewegte sich Richtung Nordwache und die Demonstrierenden skandierten „Mörder! Mörder! Mörder!“ oder „No justice, no peace, fight the police!“ in Richtung der Beamt:innen.

    Kurze Zeit später behelmte sich die Polizei und griff in die Demonstration ein. Als die Demonstrant:innen jedoch mit „Haut ab!“-Rufen antworteten und deutlich machten, dass sie sich nicht würden spalten lassen, zog sich die Polizei zurück und der Protestzug konnte seinen Weg Richtung Nordwache fortsetzen. Offenbar fürchtet auch die Polizei sich vor der für sich unberechenbaren Dynamik, die sich aus einem feigen Mord wie am Montag entwickeln könnte.

    Die Internationale Jugend ging in ihrem Redebeitrag darauf ein, dass es nicht reichen kann, die Auflösung der Polizei zu fordern, weil sie ein notwendiger Teil des Staats und des Unterdrückungsapparats gegen die Arbeiter:innenklasse ist. Die Polizei in ihrer heutigen Form sei eine Folge der bestehenden Eigentumsverhältnisse.

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