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    Mieterhöhung um 31 Prozent in Berlin-Spandau durch Konzern “Deutsche Wohnen”/”Vonovia”

    Im Berliner Bezirk Spandau will das Wohnungsunternehmen „Deutsche Wohnen“ über 1.100 Wohnungen modernisieren und deshalb die Miete um 31 Prozent erhöhen. Mieter:innen, Mietberater:innen und Aktivist:innen kritisieren diese Ankündigung scharf und fordern den Konzern auf, von diesem Plan abzusehen. Weitere Erhöhungen dürften bundesweit folgen.

    Bereits ab Oktober sollen 203 der insgesamt 1.139 Wohnungen erneuert werden. Laut Deutsche Wohnen sollen die Fassade und die oberste Geschossdecke mit einer Wärmedämmung ausgestattet werden, die Fenster erneuert, die Elektrostränge verstärkt, die Stromzähler zentralisiert, sowie Dächer, Treppenhäuser und Hauseingänge in Stand gesetzt werden. Dies zieht eine drastische Mieterhöhung nach sich, die laut Deutsche Wohnen bei circa 31 Prozent liegen wird. Konkret bedeutet dies, dass die Miete für eine 41 Quadratmeter große Wohnung anstatt 263 bald knapp 346 Euro betragen wird.

    Laut Gesetz können nur 8 Prozent der Modernisierungskosten auf die jährliche Miete umgelegt werden.

    Kritker:innen bemängeln Höhe und Zeitpunkt

    Mieter:innen des Quartiers reagierten deshalb nach der Ankündigung entsetzt auf die geplante Mieterhöhung. Man habe große Angst, sich die erhöhten Kosten bald nicht mehr leisten zu können und habe Sorgen vor der Zukunft. Die Mieter:innen seien bereits durch die aktuelle hohe Miete des Unternehmens und die vorherrschende gestiegene Inflation finanziell stark belastet und können sich die geplanten Erhöhungen wohl kaum leisten.

    Millionen werden die steigenden Heizkosten nicht tragen können – Mieterbund gibt Warnung raus

    Der “Alternative Mieter- und Verbraucherschutzbund” (AMV) äußerte scharfe Kritik an den Plänen von Deutsche Wohnen und forderte sie dazu auf „[…] im Interesse des sozialen Friedens […] von der beabsichtigten Modernisierung zurzeit abzusehen.“. Auch rät er den Mieter:innen dazu, den Plänen nicht vorschnell eine Zustimmung zu erteilen, sondern sich stattdessen von einem Mieterverein beraten zu lassen.

    Auch in den sozialen Medien kritisierten User:innen und Organisationen wie „Deutsche Wohnen & Co Enteignen!“ die Pläne des Unternehmens. So forderte letztere als Konsequenz eine Durchsetzung des gewonnen Volksentscheids, nämlich die Vergesellschaftung von privaten Wohnungsunternehmen in Berlin.

    https://twitter.com/dwenteignen/status/1559146088002617344

    Andere User:innen wiesen darauf hin, dass die erhöhten Mieten direkt als Dividende in die Taschen der Aktionäre wandern würden und das Unternehmen dazu gezwungen sei, die Mieten regelmäßig zu erhöhen, um jene Dividenden steigern zu können. Das Unternehmen ist dafür bekannt, mit fragwürdigen Modernisierungen die Miete rapide zu erhöhen und Mieter:innen damit aus ihren Wohnungen zu vertreiben.

    Unternehmen verweist auf Klimabilanz

    Deutsche Wohnen rechtfertigt seine Pläne mit einer mutmaßlichen „Verbesserung der Klimabilanz des Quartiers“. In Zeiten gestiegener Energiekosten seien solche Maßnahmen unumgänglich, die aktuelle Belastung der Mieter:innen sei dabei kein Argument. Zudem würde dadurch die Wohnqualität in den Häusern gesteigert werden, wofür das Unternehmen vorgeblich selbst einen hohen Teil die Kosten trage.

    Gegen diese vordergründig altruistischen Motive spricht, dass das Unternehmen in diesem Jahr die Dividenden an die Aktionär:innen weiter steigern konnte und es im Sinne des Konzerns ist, diese Erhöhungen aufrecht zu erhalten.

    Die Mietsteigerung in Berlin-Spandau dürfte nicht die einzige bleiben. Deutsche Wohnen war jüngst von Deutschlands größtem Wohnungsunternehmen “Vonovia” aufgekauft worden. Dieses hatte im Juli angekündigt, nicht nur die Wohnungstemperaturen in allen Wohnungen abzusenken, sondern auch die Miete flächendeckend erhöhen zu wollen.

    Frieren in der Nacht: Vonovia senkt Heiztemperatur – und plant Mieterhöhungen

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